Vorrangregeln für Impfwillige fallen in Impfzentren und Praxen

Seit gut fünf Monaten warten Millionen Impfwillige bis ihre Gruppe
endlich an der Reihe ist. Jetzt fallen alle Priorisierungshürden.
Ärzte warnen bereits vor enttäuschten Hoffnungen auf die schnelle
Spritze.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Auch in Nordrhein-Westfalen fallen an diesem
Montag die Vorrangregelungen für Coronaschutzimpfungen. Grundsätzlich
können sich jetzt alle um einen Termin im Impfzentrum, bei Haus- oder
Betriebsärzten bemühen. Allerdings ist der Impfstoff noch Mangelware.
In den Impfzentren sind deswegen laut NRW-Gesundheitsministerium
mindestens bis Mitte Juni nur Zweitimpfungen möglich. Die
Betriebsärzte kommen jetzt ebenfalls an den Start, verfügen aber auch
nur über begrenzte Lieferungen.

Am 7. Juni tritt eine geänderte Impfverordnung des Bundes in Kraft,
in der keine feste Reihenfolge nach «höchster», «hoher» und
«erhöhter» Priorität mehr steht. Die Kassenärztliche Vereinigung

Westfalen-Lippe warnte bereits vor unrealistischen Erwartungen: «Die
Aufhebung der Priorisierung führt nicht zu sofortiger Impfung».

Der Vorstand kritisierte in einer Mitteilung: «Aus unserer Sicht ist
es fahrlässig, den Menschen zu suggerieren, jeder könne sich nun
impfen lassen, ohne zu erwähnen, dass der Impfstoff weiterhin stark
rationiert wird.» Die so geweckten Erwartungen könnten weder die
Impfzentren noch die niedergelassenen Ärzte erfüllen.

Die Ärzte seien in den vergangenen Wochen einem hohen Druck seitens
der Impfwilligen ausgesetzt gewesen. «Teilweise wurden die Grenzen
des solidarischen und respektvollen Miteinanders nicht nur erreicht,
sondern deutlich überschritten», erklärte der Vorstand. Diese
Situation könne nur dadurch beendet werden, dass die Politik endlich
für ausreichend Impfstoff sorge.

Auch alle Kinder ab zwölf Jahren können sich nun um eine Impfung mit
dem Biontech-Präparat bemühen. Der Besuch von Schule oder Kita wird
aber nicht von einer Impfung abhängen, wie Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn (CDU) versicherte. Bundesregierung und Robert
Koch-Institut (RKI) erwarten, dass es noch Wochen dauert, bis so
viele Menschen in Deutschland einen Immunschutz haben, dass die
Corona-Beschränkungen weitgehend aufgehoben werden können.