Kassenärzte warnen vor schneller Aufhebung der Impfpriorisierung

Potsdam (dpa/bb) - Wegen zu wenig zur Verfügung stehendem Impfstoff
warnen Brandenburgs Kassenärzte davor, die vorgeschriebene
Impfreihenfolge vorschnell oder gar komplett aufzuheben. Die aktuelle
Diskussion um die Erweiterung und gar Aufgabe der Priorisierung sei
wenig zielführend - wenn nicht sogar populistisch, erklärte der
Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB),
Peter Noack, am Montag. «Hier werden in der breiten Bevölkerung
Hoffnungen auf sehr schnelle Impftermine geweckt, die nicht erfüllt
werden können, und es wird viele enttäuschte Impfwillige geben»,
warnte er. Es mangele weiter an Impfstoff.

Über die Zukunft der Priorisierung und die Mangelverwaltung soll nach
Angaben der KVBB am Dienstagabend auf einem ärztlichen Impfgipfel mit
Vertretern wichtiger Berufsverbände beraten werden. Die
Kassenärztliche Vereinigung bedauerte, dass Ministerpräsident Dietmar
Woidke (SPD) der Einladung zum Impfgipfel nicht folgen könne.

Brandenburg will mehr Menschen im Land ein Impfangebot gegen das
Coronavirus machen und dafür die Prioritätsgruppe 3 vollständig
freigeben. Das hatte in der vergangenen Woche der zuständige
Steuerungsausschuss beschlossen. Bislang sind nicht alle Menschen,
die zu dieser Gruppe gehören, impfberechtigt. Der Beschluss muss nach
Angaben eines Sprechers des Innenministeriums noch durch das
Impfkabinett bestätigt werden. Es soll an diesem Dienstag
zusammenkommen.

Die Praxen erhielten in dieser und der kommenden Woche lediglich 12
Impfdosen pro Arzt für Erstimpfungen, berichtete Noack. Diese geringe
Menge sei nicht einmal ausreichend für all die Menschen, die jetzt
bereits priorisiert geimpft werden können. Die Priorisierung sollte
erst fallen, wenn dauerhaft ausreichend Impfstoff verfügbar sei.

In den Praxen wurden in der vergangenen Woche über 70 000 Impfungen
verabreicht, wie die KVBB weiter mitteilte. Die Zahl könne noch
deutlich gesteigert werden, weil immer mehr Fachärzte die Impfungen
unterstützten. Rund 54 000 Menschen ließen sich in Impfzentren
impfen, mehr als 6000 Impfungen wurden über die Krankenhäuser
verabreicht, fast 5900 durch die mobilen Impfteams. Insgesamt wurden
in der vergangenen Woche nach Angaben des Impflogistik-Stabs 139 980
Impfdosen verabreicht: 84 295 Erst- und 55 685 Zweitimpfungen. Seit
Beginn der Impfkampagne wurden 1 114 386 Impfungen durchgeführt.