Mehr als 30 Millionen Menschen haben erste Corona-Impfung erhalten

Ein Drink im Freien oder eine Ferienwohnung buchen? In einigen
Regionen Deutschlands ist das wieder möglich. Das abflauende
Infektionsgeschehen und steigende Impfzahlen machen Hoffnung. Bei
Erleichterungen nur für Geimpfte scheiden sich die Geister.

Berlin (dpa) - Die Corona-Infektionslage in Deutschland entspannt
sich weiter, parallel hat die Zahl der gegen das Virus Geimpften eine
neue Wegmarke erreicht. Mehr als 30 Millionen Menschen haben
mittlerweile mindestens eine Impfung erhalten. Mit Thüringen, Sachsen
und Baden-Württemberg befinden sich nur noch drei Bundesländer über
der kritischen Marke von 100 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner
binnen sieben Tagen.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach vertrat die Ansicht, dass
«die große Zeit der Pandemie vorbei ist». Zwar werde das Problem die

Gesellschaft noch eine ganze Zeit begleiten. Aber es jetzt gehe es
darum, die Gesellschaft zu heilen, sagte Lauterbach dem
Nachrichtenportal t-online.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger,
ist optimistisch, dass die Schulen nach den Sommerferien zum normalen
Unterricht zurückkehren können. «Ich rechne damit, dass der dritten
Welle keine vierte mehr folgen wird und das nächste Schuljahr bei
anhaltend sinkenden Inzidenzen und weiteren Impffortschritten im
Regelbetrieb starten kann», sagte Meidinger der «Welt» (Samstag).

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut
(RKI) binnen eines Tages 7894 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus
Zahlen vom Samstag (Stand 04.58 Uhr) hervor. Am Samstag der Vorwoche
hatte der Wert etwa doppelt so hoch gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz
lag laut RKI am Samstag bundesweit bei 87,3 (Vortag: 96,5; Vorwoche:
121,5). Aufgrund des Feiertags am 13. Mai sei aber zu beachten, dass
an Feier- und Brückentagen weniger Personen einen Arzt aufsuchten,
wodurch auch weniger Proben genommen und weniger Laboruntersuchungen
durchgeführt werden, hieß es im RKI-Lagebericht vom Freitagabend.

Deutschlandweit wurden binnen 24 Stunden 177 neue Todesfälle
verzeichnet. Vor einer Woche waren es 238 Tote. Das RKI zählte seit
Beginn der Pandemie 3 584 934 nachgewiesene Infektionen mit
Sars-CoV-2. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3 275 500 an. 86
025 Menschen starben an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen
Infektion mit Sars-CoV-2.

Die Zahl der mindestens einmal gegen das Virus Geimpften stieg auf
knapp 30,4 Millionen. Damit sind laut RKI 36,5 Prozent der
Bevölkerung mindestens einmal geimpft. Mehr als neun Millionen
Menschen (10,9 Prozent) haben bereits den vollen Impfschutz.

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) forderte
mehr Freiheiten auch für Bürger, die bisher nur eine erste Dosis des
Impfstoffs von Astrazeneca erhalten haben. Damit würde man sich an
Österreich orientieren, sagte Kretschmer der «Berliner Morgenpost»
(Samstag). «Der Schutz ist schon nach der ersten Astrazeneca-Impfung
sehr gut.»

Die Mehrheit der Deutschen hält die Aufhebung coronabedingter
Einschränkungen für vollständig Geimpfte und Genesene für falsch. I
n
einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der
Deutschen Presse-Agentur sagten 32 Prozent, die Personengruppen
sollten keine Vorteile erhalten, solange nicht jeder die Möglichkeit
zur Impfung hatte. Weitere 21 Prozent meinten, Geimpfte und Genesene
sollten generell nicht anders behandelt werden als Menschen, die
nicht geimpft sind. Dagegen hielten nur 39 Prozent die Aufhebung der
Einschränkungen für richtig. 8 Prozent machten keine Angaben.

Seit vergangenem Sonntag gilt eine Verordnung, die eine Reihe von
Einschränkungen für Geimpfte und von einer Corona-Infektion Genesene
aufhebt. Sie können sich wieder uneingeschränkt mit anderen Menschen
treffen und müssen auch nächtliche Ausgangsbeschränkungen nicht mehr

beachten. Auch das Reisen ist für diese Personengruppen inzwischen
leichter.

Mehrere Bundesländer haben für die kommende Woche eine Aufhebung der
Impfpriorisierung in Arztpraxen angekündigt. Auch lockern immer mehr
Bundesländer ihre Corona-Regeln für die Gastronomie, den Tourismus
und den Freizeitbereich für Regionen, die stabil die
Sieben-Tages-Inzidenz von 100 unterschreiten. So sind in mehreren
Regionen von Baden-Württemberg seit Samstag wieder Gastronomie und
Beherbungsbetriebe offen. Anders als in anderen Bundesländern dürfen
Wirte ihre Gäste dort auch in Innenräumen zwischen 6.00 und 21.00 Uhr
empfangen.