Corona-Tests bei Kita-Kindern laufen an

Schon längere Zeit ist klar, dass auch Vorschulkinder am
Infektionsgeschehen beteiligt sind. Jetzt beginnen in den Kommunen
die Corona-Tests an Tausenden von Kita-Kindern. Kommt womöglich eine
Test-Pflicht?

Mannheim /Schwäbisch Gmünd (dpa/lsw) - Testen, testen, testen - so
lautet derzeit auch das Motto im Kampf gegen Corona-Infektionen bei
den 450 000 Kita-Kindern im Südwesten. Sie sind durch die
Virusmutationen stärker betroffen als zu Anfang der Pandemie. Der
Städtetag bringt eine landesweite Testpflicht für Kita-Kinder und
-Beschäftigte ins Gespräch - ein Schritt den die Stadt Mannheim ab
kommender Woche vollzieht. «Das wäre sinnvoll, um das Risiko von
Ansteckungen zu reduzieren und es wäre konsequent, weil es in Schulen
ab Montag ja eine Testpflicht gibt», sagte der Bildungsdezernent des
Kommunalverbandes, Norbert Brugger, der Deutschen Presse-Agentur.
Durch Tests könnten Kinder identifiziert werden, die keine Symptome
zeigen, aber andere anstecken können. In Mannheim können ab Montag
nur Kinder und Personal die Einrichtungen betreten, wenn sie zwei
negative Testergebnisse pro Woche vorlegen.

Laut Landesgesundheitsamt hat es seit Jahresbeginn Ausbrüche in 277
Einrichtungen mit 2265 Infizierten gezählt. Fast jede fünfte
Neuinfektion in den vergangenen sieben Tagen entfiel auf Kinder und
Jugendliche bis 19 Jahren.

Städte wie Mannheim und Schwäbisch Gmünd sind Vorreiter mit bereits
abgeschlossenen Pilotprojekten, Friedrichshafen steht in den
Startlöchern. Mannheim, dessen Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD)
auch Städtetagspräsident ist, und Schwäbisch Gmünd (Ost-Alb-Kreis)

ziehen eine positive Bilanz ihrer Modellversuche. Das Interesse der
Mannheimer Eltern an den Antigen-Schnelltests sei sehr groß gewesen,
so die Stadt. Teilweise hätten sich alle Eltern einer Einrichtung an
den Testungen zuhause beteiligt. Im Durchschnitt hätten drei Viertel
der anwesenden Kinder in zwölf Einrichtungen mit 238 notbetreuten
Kindern teilgenommen. Mannheim hatte die Kitas bis auf die
Notbetreuung für zwei Wochen geschlossen. Unterschiede in der
Akzeptanz zwischen Krippen- und Kita-Kindern seien nicht erkennbar
gewesen. Die Mütter und Väter befürworteten zu 85 Prozent eine
dauerhafte Einführung der Selbsttests. Die Eltern der Krippenkinder
bevorzugten den Nasaltest, die der über Dreijährigen den Spucktest.

Bei einem vor drei Wochen gestarteten Modellprojekt in Schwäbisch
Gmünd wurden 70 Prozent der rund 2500 Kinder in 54 Einrichtungen
regelmäßig getestet, teils in der Kita, teils zu Hause. Bereits in
der ersten Woche der Testungen sind nach Angaben des Ost-Alb-Kreises
15 positive Coronafällen bei Kindern verzeichnet worden. Anlass für
das Pilotprojekt war ein Anstieg der Fallzahlen bei Kindern bis zu
neun Jahren. Beim Mannheimer Pilotprojekt hatte sich keines der am
Pilotprojekt teilnehmenden Kinder infiziert. Das Projekt lief vom 22.
März bis zum 1. April, in zwei Einrichtungen vom 29. März bis zum 9.
April.

In Friedrichshafen am Bodensee werden von kommender Woche an für alle
Kita-Kinder über drei Jahren Schnelltests bereit stehen. Zum Einsatz
kommen sowohl Spucktests als auch Lolli-Tests zum Lutschen. Der
Nasen-Abstrich entfällt. Bildungsbürgermeister Andreas Köster sagte:

«Es ist uns wichtig, dass die Kitas möglichst sicher und möglichst
umfassend Betreuung anbieten können, nicht nur zur Entlastung der
Eltern, sondern auch für die Entwicklung der Kinder im täglichen
Kontakt mit Gleichaltrigen.»

Das Land Baden-Württemberg und die Kommunalen Landesverbände haben
sich auf die stufenweise Einführung einer regelmäßigen Testung der
Kita- und Kindertagespflegekinder geeinigt. Kommunen beziehungsweise
die Träger besorgen die Tests selbst und organisieren auch die
Logistik. Die Kosten für die Tests der rund 100 000
Kita-Beschäftigten zwei mal pro Woche trägt das Land. Auch für die
Testung der Kinder steuert das Land den Löwenanteil bei. Dabei werden
schnell hohe Summen fällig: Mannheim etwa hat allein für die Kitas
110 000 Tests bereit gestellt, 80 000 für Kitas und Schulen zusammen
und weitere 300 000 für Schüler bestellt. Setzt man sechs Euro pro
Test an, sind das fast drei Millionen Euro.