Brasilien: Gouverneure bitten UN in Corona-Krise um Hilfe

Rio de Janeiro (dpa) - Angesichts einer außer Kontrolle geratenen
Corona-Pandemie haben Gouverneure brasilianischer Bundesstaaten
«humanitäre Hilfe» bei den Vereinten Nationen angefragt. Sie
ersuchten im Videogespräch mit der stellvertretenden
UN-Generalsekretärin Amina Mohammed Hilfe beim Kauf von Impfstoffen
und Intubationsmedikamenten, wie das Nachrichtenportal «G1» am
Freitagabend (Ortszeit) berichtete.

«In elf Bundesstaaten fehlen Krankenhaus-Patienten Schmerz- und
Beruhigungsmittel sowie Sauerstoff», sagte demnach der Gouverneur des
Bundesstaates Piauí, Wellington Dias von der Arbeiterpartei (PT).

Brasilien ist einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Die
Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» sprach angesichts des
fehlenden politischen Willens der Regierung von Präsident Jair
Bolsonaro, auf die Gesundheitskrise zu reagieren, von einer
«humanitären Katastrophe». 13 832 455 Millionen Menschen haben sich
nach Daten des Gesundheitsministeriums im größten Land in
Lateinamerika mit dem Coronavirus infiziert, 368 749 Patienten sind
im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

Mehr als die Hälfte der Patienten auf Covid-19-Intensivstationen
waren im März jünger als 40 Jahre. «BBC Brazil» berichtete, dass 13
00
Babies an Covid-19 gestorben seien. Die Zahl der Toten überschritt in
manchen Regionen Brasiliens Anfang April die Zahl der Geburten.

Im Januar war bei vier aus dem brasilianischen Amazonas-Gebiet
kommenden und nach Japan eingereisten Menschen eine neue
Corona-Variante nachgewiesen worden. Die wohl bereits zuvor
entstandene Mutante P.1 ist inzwischen erschienenen Studien zufolge
ansteckender als das ursprüngliche Virus und herrscht in Brasilien
vor. Im Gegensatz zur ersten Welle hatten in den ersten Monaten des
Jahres auch nur wenige Bundesstaaten, an die Präsident Bolsonaro die
Verantwortung abgeschoben hat, einschränkende Maßnahmen erlassen.