Mehrere Polizeieinsätze wegen «Querdenkern» in Thüringen

Im Netz war zu einer unangemeldeten Versammlung in Erfurt aufgerufen
worden, bei der es vage um Kinderschutz und die Corona-Politik gehen
sollte. Doch die Polizei erteilte Platzverweise. Es war nicht der
einzige Einsatz, bei dem Polizisten es mit «Querdenkern» zu tun
hatten.

Erfurt/Jena (dpa/th) - Nach Aufrufen zu teils unangemeldeten
Versammlungen gegen die Corona-Politik hat die Polizei in Thüringen
am Samstag verstärkte Präsenz gezeigt. Unter anderem sei in sozialen
Medien zu einer Versammlung in Erfurt aufgerufen worden, teilte die
Polizei via Twitter mit. Angemeldet sei diese nicht gewesen, auch
habe es dafür kein per Verordnung gefordertes Infektionsschutzkonzept
gegeben. Daher sei es bei dem Einsatz darum gegangen,
Versammlungsversuche zu unterbinden. Auch in Jena war die Polizei mit
einem größeren Aufgebot im Einsatz. Zudem gab es in Nordhausen
Ansammlungen von «Querdenkern».

Polizisten hatten nach Angaben eines Sprechers seit Samstagvormittag
Menschen aus dem Spektrum von Rechten und «Querdenkern» im Erfurter
Stadtbereich festgestellt. Es seien 129 Platzverweise erteilt worden.
Die meisten Menschen seien den Verweisen nach einiger Diskussion
nachgekommen, so der Sprecher. «Versuche, sich andernorts im
Stadtgebiet zu versammeln, wurden konsequent unterbunden», hieß es
weiter.

Ein Mann sei kurzzeitig in Gewahrsam genommen worden. Es seien vier
Anzeigen wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte erstattet
worden, so die Erfurter Polizei weiter. Zudem seien verschiedene
Verstöße festgestellt worden, unter anderem gegen das
Infektionsschutzgesetz: Die Betroffenen trugen etwa keinen
Mund-Nasen-Schutz oder hielten sich nicht an Abstandsregeln.

In Jena war unter anderem eine Gegendemonstration zu einer
Versammlung angemeldet worden. Den Polizeiangaben zufolge hatten sich
zwischenzeitlich 50 bis 100 Menschen auch aus dem
«Querdenker»-Spektrum um einen Infostand der «Bürger für Thürin
gen»
gesammelt. «Ein von diesen Personen beabsichtigter Aufzug wurde von
der Versammlungsbehörde als Ersatzveranstaltung einer zuvor nicht
offiziell angemeldeten Versammlung eingestuft und aufgelöst», teilte
die Polizei am Abend mit. Dieser Aufforderung seien die Personen
nachgekommen.

In Nordhausen kamen am Nachmittag auf dem August-Bebel-Platz zunächst
etwa 30 dem «Querdenker»-Spektrum zuzuordnende Personen zusammen, wie
die Polizei weiter mitteilte. Danach hätten etwa 110 Menschen an
einem Aufzug durch die Innenstadt teilgenommen. Dabei sei ein
Journalist bedroht und beleidigt worden. Der Tatverdächtige wurde
«polizeilichen Maßnahmen unterzogen». Nachdem gegen Auflagen
verstoßen worden war, sei die Versammlung dann beendet worden.
Dennoch seien Personengruppen weiter durch die Stadt gezogen. Die
Polizei stellte deren Identität fest. Vereinzelt sei es zu
Widerstandshandlungen gekommen.