Gastgewerbe bedauert Verschiebung der NRW-Modellprojekte

In der kommenden Woche sollte es losgehen mit den Modellkommunen -
die Menschen sollten in einigen NRW-Städten wieder in Außenbereiche
von Restaurants gehen können, ins Fitnessstudio oder sogar ins
Theater. Doch daraus wird nichts.

Neuss (dpa/lnw) - Nachdem erste NRW-Kommunen in Modellprojekten nun
doch nicht ihr öffentliches Leben im kleinen Stil hochfahren können,

hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW mit
Enttäuschung reagiert. «Aus unserer Sicht hätten die wissenschaftlich

begleiteten Projekte, die ja sehr begrenzt gewesen wären, einige
wichtige Erkenntnisse zum Umgang mit der Pandemie geben können», sagt
ein Verbandssprecher in Neuss. «Deshalb bedauern wir auch die
Verschiebung.»

Der Dehoga fordert, beim Umgang mit der Pandemie nicht nur auf die
Wocheninzidenz - also die Zahl Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro
100 000 Einwohner - zu schauen, sondern auch den Stand der Impfungen
und den Einsatz von Schnelltests einzubeziehen.

Das Sprachrohr der schwer gebeutelten Branche fordert von der Politik
schon seit langem eine Öffnungsperspektive. Die Modellkommunen wären
aus Sicht des Dehoga ein willkommener erster Schritt hin zur Öffnung
der Branche, dem weitere folgen müssten. Dass nun selbst dieser erste
Schritt nicht vollzogen wird, verstärkt den Frust im Gastgewerbe.

In 14 Modellkommunen soll erprobt werden, ob Gastronomie,
Kultureinrichtungen und Sportstätten mit Schnelltests und
Nachverfolgungs-App auch in Pandemiezeiten öffnen können, ohne zu
höheren Infektionszahlen zu führen. Unter den Kommunen sind unter
anderem Münster, Paderborn, Köln, Essen, Hamm und Mönchengladbach, in

der Stadt am Niederrhein sollte unter anderem das Theater aufmachen.

Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) setzt große Hoffnungen in
das Vorhaben, das ursprünglich am 19. April mit den ersten sechs
Kommunen beginnen sollte. Am 26. April wäre eine zweite Gruppe von
acht Kommunen dran. Allerdings ist die Bedingung, dass jede
Modellkommune zum Zeitpunkt des Projektstarts unter einer
Wocheninzidenz von 100 ist. Dies war am Samstag nur noch in Coesfeld
der Fall, allerdings hatte auch diese Kommune angesichts steigender
Infektionszahlen bereits zuvor den Beginn des Projekts auf
unbestimmte Zeit verschoben.

Ganz vom Tisch sind die Projekte noch nicht. Wenn die aktuelle Welle
der Corona-Infektionen irgendwann abebbt und die Inzidenz in den
zweistelligen Bereich sinkt, könnten die ausgewählten Städte im
Rahmen des Modellkommunen-Vorhabens loslegen. Wann das sein könnte,
ist völlig unklar.