Über 1000 Corona-Neuinfektionen - Schwerkranke aus Thüringen verlegt

Die Corona-Pandemie belastet die Thüringer Intensivstationen immens.
Und angesichts von zuletzt täglich mehr als 1000 Neuinfektionen
täglich droht eine weitere Verschlechterung der Situation.

Erfurt/Jena (dpa/th) - Die Situation auf den Intensivstationen in
Thüringer Krankenhäusern bleibt äußerst kritisch. Zwar ging die Zah
l
der dort behandelten Covid-19-Erkrankten im Laufe des Freitags leicht
auf 216 zurück, wie aus dem bundesweiten Intensivbettenregister
hervorging. Dennoch ist die Situation so angespannt, dass Patienten
in andere Bundesländer verlegt werden mussten. Am Freitag wurden fünf
an Covid-19 erkrankte Patienten aus Thüringen zur Weiterbehandlung
nach Hamburg, Niedersachsen und Bayern transportiert, wie der
Intensivmediziner Professor Michael Bauer vom Universitätsklinikum
Jena auf Anfrage sagte.

Die Schwerkranken, die ans Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, ein
Krankenhaus in Bad Kissingen und zwei Kliniken in Wolfsburg und
Osnabrück gebracht wurden, waren zuvor am Jenaer Klinikum
beziehungsweise in Greiz behandelt worden. Die Vorbereitungen auf die
Verlegung hatten am Donnerstag begonnen, wegen schlechten Wetters
habe ein Hubschraubertransport aber auf Freitag verlegt werden
müssen, sagte Bauer. Das Uniklinikum koordiniert die
intensivmedizinische Versorgung von Covid-19-Patienten in Thüringen.

Landesweit waren am Freitag noch knapp zehn Prozent der aktuell
betreibbaren rund 700 Intensivbetten frei - wobei hier auch andere
Schwerkranke wie Herz- und Krebspatienten oder Verletzte nach
Unfällen versorgt werden müssen.

Entspannung in der Pandemiesituation scheint nicht in Sicht. Vom
Donnerstag zum Freitag wurden erneut mehr als 1000 Neuinfektionen
gemeldet, die Staatskanzlei gab deren Zahl mit 1039 an. Die Inzidenz,
also die Zahl der Infektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben
Tagen, lag bei 256. Das entspricht dem Niveau der zweiten
Pandemiewelle Ende Dezember. Thüringen bleibt das am schwersten von
der Pandemie betroffene Bundesland. Unter den Landkreisen ist der
Kreis Greiz mit einer Inzidenz von rund 473 bundesweiter
Negativ-Spitzenreiter.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) rief am Freitag die Menschen
in Thüringen auf, sich an dem bundesweiten Gedenken für die
Todesopfer der Corona-Pandemie zu beteiligen. «Ich unterstütze diese
Aktion ausdrücklich und bitte jeden und jede, in sich zu gehen und
ein symbolisches Zeichen der Anteilnahme zu senden», erklärte
Ramelow. Er verspüre angesichts der Verstorbenen eine große
Betroffenheit und tiefe Trauer, so Ramelow. Das Leid jener Menschen,
die wegen des Coronavirus geliebte Menschen verloren hätten, sei
unvorstellbar, erklärte er an die Adresse von Corona-Leugnern und
Kritikern der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

Allein in Thüringen sind seit Pandemiebeginn mehr als 3600 mit dem
Coronavirus infizierte Menschen gestorben. Nachgewiesen wurde das
Virus bei 106 200 Menschen. Bundesweit sind die Menschen aufgerufen,
an den Abenden von Freitag bis Sonntag als Zeichen der Erinnerung an
die Corona-Toten brennende Kerzen in die Fenster zu stellen. In
Berlin wird am Sonntag auf Initiative von Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier eine zentrale Gedenkfeier für die Todesopfer
der Pandemie abgehalten.

Die aktuellen Corona-Regeln in Thüringen sollen bis zum 9. Mai
verlängert werden. Das sieht ein Entwurf zur Änderung der
Corona-Verordnung vor. Die Verlängerung soll nächste Woche verkündet

werden, wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte.
Hintergrund ist die geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes
auf Bundesebene, mit der deutschlandweit einheitliche Regeln
eingeführt werden sollen. Sie waren am Freitag Thema im Bundestag.
Die Verlängerung der Thüringer Verordnung bis in den Mai hinein solle
sicherstellen, dass dann bereits die Bundesregeln gelten, sagte ein
Sprecher des Gesundheitsministeriums.