Philologenverband kritisiert Land wegen Schulöffnung bis Inzidenz 200

Stuttgart (dpa/lsw) - Der Verband der Gymnasiallehrer hat die Ansage
der Landesregierung kritisiert, trotz ungebremst steigender
Corona-Infektionszahlen die Schulen von Montag an auf breiter Front
wieder zu öffnen. Die Schulöffnungen in Kreisen mit mehr als 160
Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in einer Woche seien «sinnfrei»,
sagte Ralf Scholl, Landeschef des Philologenverbands, am Freitag der
Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. «Dort ist ja absehbar
innerhalb einer Woche mit erneutem Rückwechsel in den Fernunterricht
zu rechnen. Wozu also der ganze Zirkus?» Nach Zahlen des
Landesgesundheitsamts vom Donnerstag liegen 20 von 44 Stadt- und
Landkreisen über einer Inzidenz von 160.

Nach Plänen des Landes sollen am kommenden Montag die meisten
Schülerinnen und Schüler wieder Präsenzunterricht erhalten, zumindest

im Wechsel. Allerdings müssen Kinder und Jugendliche in Hotspots mit
einer Inzidenz von 200 erneut von zuhause lernen müssen. Die
Voraussetzung ist, dass ein Kreis an drei Tagen hintereinander den
Schwellenwert von 200 überschreitet - dann muss am übernächsten Tag
der Präsenzunterricht untersagt werden. Allein 8 Stadt- und
Landkreise im Südwesten sind bei einer Inzidenz über 200.

Scholl erklärte, die Lehrerverbände seien sich einig gewesen, schon
ab einer Inzidenz von über 100 nur Fernunterricht anzubieten - aber
darauf sei die Landesregierung nicht eingegangen. «Mein Eindruck ist,
die Politiker von Grünen und CDU sind gerade mit den
Koalitionsverhandlungen so beschäftigt, dass das Landeswohl und
Corona nur noch Nebensache sind.» Es könne auch nicht angehen, dass
Öffnungen mit Hinweis auf die Tests trotz steigender Corona-Zahlen
durchgedrückt würden. «Ein Corona-Test schützt genauso stark vor
Corona wie ein Schwangerschaftstest vor einer Schwangerschaft.»