Merkel und Macron sehen Chinas Klimaziele positiv - Gespräch mit Xi

US-Präsident Biden hat zu einem Online-Klimagipfel eingeladen. Vorher
stimmen sich Deutschland, Frankreich und die USA mit dem größten
Kohleverbraucher China ab - der noch viel zu tun hat.

Berlin/Peking (dpa) - In die diplomatischen Bemühungen zum
Klimaschutz kommt neuer Schwung. Nach einer Videokonferenz mit Chinas
Staats- und Parteichef Xi Jinping äußerte sich Kanzlerin Angela
Merkel gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron am
Freitag positiv über die chinesischen Klimaziele. Die Beratungen
erfolgten eine Woche vor dem virtuellen Klimagipfel, zu dem der neue
US-Präsident Joe Biden am kommenden Donnerstag und Freitag eingeladen
hat. Auch der amerikanische Klimabeauftragte John Kerry führte in
Shanghai Gespräche mit seinem Amtskollegen Xie Zhenhua.

Der US-Präsident hofft auf neue Zusagen zum Klimaschutz auf dem
zweitägigen Gipfel, zu dem rund 40 Staats- und Regierungschefs
eingeladen sind. Die USA und China sind die größten
Kohlendioxidproduzenten, so dass es besonders auf ihre Bemühungen
ankommt. So begrüßten Merkel und Macron, dass Xi Jinping in ihrer
Videokonferenz das Ziel Chinas bekräftigt habe, noch vor 2060
CO2-neutral zu werden, wie die stellvertretende Regierungssprecherin
Ulrike Demmer in Berlin sagte.

Beide unterstützen auch den Ansatz Chinas, Einsparziele bei den
Treibhausgasemissionen kurzfristig anzupassen. Darüber hinaus warben
beide Regierungschefs für zusätzliche gemeinsame Anstrengungen zum
Schutz der Biodiversität bei der für Oktober geplanten 15.
Vertragsstaatenkonferenz zur Biodiversitätskonvention in der
chinesischen Stadt Kunming. Weitere Themen des Austauschs seien unter
anderen die Corona-Pandemie, die globale Impfstoffversorgung, Fragen
der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung gewesen.

China müsste einer Studie zufolge noch in diesem Jahrzehnt einen
großen Teil seiner Kohlekraftwerke abschalten und durch Wind- und
Solar-Energie ersetzen, um seine Versprechen beim Klimaschutz
einhalten zu können. Die Kohlendioxid-Intensität seiner
Energieerzeugung müsste dafür bis 2030 halbiert werden, ermittelte
die in London ansässige Forschungsgruppe Transitionzero. Der Umstieg
auf saubere Alternativen werde aber langfristig Kosten in Höhe von
umgerechnet 1,6 Billionen US-Dollar einsparen, schrieben die Autoren.

Das bevölkerungsreichste Land ist der größte Kohleverbraucher. China

stützt seine Energieversorgung zu rund 60 Prozent auf Kohle. Xi
Jinping hat bereits im vergangenen Jahr zugesagt, dass China vor 2060
kohlendioxidneutral sein will. Das bedeutet, dass kein Kohlendioxid
ausgestoßen wird oder die CO2-Emissionen vollständig kompensiert
werden. Der Ausstoß soll vor 2030 seinen Höhepunkt erreichen.

Gemessen an der Wirtschaftsleistung sollen die Emissionen nach den
Plänen um mehr als 65 Prozent gegenüber 2005 gemindert werden. Der
Anteil nichtfossiler Energien soll in China auf etwa 25 Prozent
steigen. Kritiker beklagen aber, dass China seine Kohlekraftwerke
sogar ausbaut. In China wird die Hälfte der Kohle weltweit gefördert
- mit gegenwärtig stark steigender Tendenz.

«Die kurzfristigen Investitionen und politischen Signale hinsichtlich
der Kohleenergie passen nicht mit Chinas Neutralitätszusage
zusammen», heißt es in der Studie von Transitionzero. Die Forscher
zeigten sich aber zuversichtlich, dass China die Vorgabe sogar vor
2060 erreichen könnte. «Das Ziel wird sich wahrscheinlich als
wesentlich für Chinas wirtschaftliche Wachstumsaussichten erweisen.»

Mit dem Pariser Abkommen hatten sich die knapp 200 Vertragsstaaten
darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu
begrenzen, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad. Schon jetzt hat sich Erde
aber schon im Vergleich zur vorindustriellen Zeit (1850-1900) um gut
ein Grad erwärmt. Man sei auf dem Weg zu einer katastrophalen
Erwärmung um drei bis fünf Grad in diesem Jahrhundert, hatte
UN-Generalsekretär António Guterres jüngst gewarnt.