Bundesregierung streicht Großbritannien von Corona-Risikoliste

Es ist gar nicht so lange her, dass die Corona-Lage in Großbritannien
desaströs war. Inzwischen hat das Land mit die niedrigsten
Infektionszahlen in ganz Europa. Das macht sich jetzt auch bei der
Einreise nach Deutschland bemerkbar.

Berlin (dpa) - Wegen der stark gesunkenen Corona-Infektionszahlen in
Großbritannien streicht die Bundesregierung das Land mit Ausnahme
einzelner Überseegebiete am Sonntag von der Liste der Risikogebiete.
Das teilte das Robert Koch-Institut am Freitag im Internet mit. Damit
entfällt für Einreisende aus Großbritannien die Quarantänepflicht.


Zwei beliebte Urlaubsregionen in Portugal werden wegen steigender
Infektionszahlen dagegen wieder als Risikogebiete eingestuft: die
Algarve im Süden des Landes und die Azoren im Atlantik. Wer von dort
nach Deutschland einreist, muss sich ab Sonntag wieder für zehn Tage
selbst isolieren und kann sich erst nach fünf Tagen durch einen
zweiten Test davon befreien. Ein erster negativer Test ist für alle
Flugpassagiere bei Einreise nach Deutschland verpflichtend.

Als Risikogebiete werden Länder eingestuft, in denen die Zahl der
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen über
50 (Inzidenz) steigt. Das gilt für fast alle Länder in Europa ganz
oder teilweise. Einzige Ausnahme war bisher Island. Am Sonntag kommt
der gesamte europäische Teil Großbritanniens hinzu, ausgenommen sind
die Bermuda-, Falkland- und britischen Jungferninseln im Atlantik.

Mit einem monatelangen Lockdown und einem breit angelegten
Impfprogramm hat das Land, das lange eines der am schwersten
betroffenen Länder in Europa war, die Verbreitung des Virus
aufgehalten. Mittlerweile haben etwa 33 Millionen Menschen, weit mehr
als die Hälfte der Erwachsenen, eine erste Dosis erhalten, gut 8,5
Millionen Menschen sind vollständig geimpft. Die Zahl der
Neuinfektionen stagniert auf niedrigem Niveau, am Donnerstag meldeten
die Behörden etwa 2500 neue Fälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt
unter 30 je 100 000 Einwohner. In Deutschland liegt sie bei 160.

Den Reiseerleichterungen auf deutscher Seite stehen allerdings
strenge Ein- und Ausreiseregeln auf britischer Seite gegenüber. Wer
aus Deutschland im Vereinigten Königreich ankommt, muss bei Einreise
einen negativen Test vorweisen und sich dann für zehn Tage in
Selbstisolation begeben, etwa in einem Hotel oder bei Freunden. In
dieser Zeit müssen zwei Corona-Selbsttests gemacht werden, spätestens
am zweiten und frühestens am achten Tag nach Einreise, die Kosten von
210 Pfund (240 Euro) pro Person müssen privat bezahlt werden.

Ausreisen sind Menschen, die ihren Wohnsitz in Großbritannien haben,
verboten, wenn sie keinen wichtigen Anlass wie eine notwendige
Dienstreise oder eine Beerdigung nachweisen können. Bei Verstößen
werden bis zu 5000 Pfund Strafe fällig.

Allerdings dürfen die Briten in wenigen Wochen auf Änderungen hoffen.
Die Regierung arbeitet derzeit an einer Lösung für Auslandsreisen, im
Gespräch ist ein Ampel-System. Staaten, in denen ein Großteil der
Bevölkerung geimpft ist oder in denen es nur ein geringes Niveau von
Neuinfektionen gibt, sollen dann auf «grün» gestellt werden. Für di
e
Einreise aus diesen Ländern soll dann nur noch ein negativer PCR-Test
vor Reisebeginn nötig sein, die Quarantäne entfällt.

In Portugal stand bisher nur die Urlaubsinsel Madeira auf der
Risikoliste. Für die bei Urlaubern besonders beliebte Algarve wurde
der Risikostatus vor vier Wochen aufgehoben. Jetzt werden die
Küstenregion ebenso wie die Azoren wieder zurückgestuft.

Das dürfte zunächst aber kaum praktische Auswirkungen auf den
Tourismus haben, denn Portugal erlaubt derzeit keine touristischen
Einreisen aus Deutschland. Ein entsprechendes Dekret, das nach
Angaben des portugiesischen Fremdenverkehrsamtes noch bis zum 18.
April gilt, erlaubt aus Ländern mit über 150 Neuinfektionen pro 100
000 Einwohnern in 14 Tagen - dazu zählt Deutschland - nur Einreisen
aus triftigem Grund. Dazu gehören die Ausübung eines Berufes, ein
Studium, Familienzusammenführung oder auch gesundheitliche oder
humanitäre Gründe, nicht aber Urlaubsreisen. Ob das Dekret verlängert

werden wird, war zunächst unklar.

Die Corona-Zahlen sind in Portugal im europäischen Vergleich
weiterhin moderat. Die 14-Tage-Inzidenz liegt landesweit nach Angaben
der EU-Gesundheitsbehörde ECDC bei etwa 70, an der Algarve und auf
den Azoren jedoch stieg sie zuletzt auf mehr als 120.

Folgende weitere Änderungen bei der Risikoeinstufung treten am
Sonntag in Kraft:

- Argentinien wird als Hochinzidenzgebiet mit mehr als 200
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche
eingestuft. Die Quarantänepflicht bei Einreise nach Deutschland
bleibt aber unverändert.

- Die Vereinigten Arabischen Emirate, zu denen das Urlaubsziel Dubai
zählt, werden vom Hochinzidenz- zum Risikogebiet zurückgestuft. Auch
das hat keine Auswirkungen auf die Quarantänepflicht.

- In Spanien kommt Kastilien-La-Mancha als Risikogebiet hinzu.

- In Irland und Finnland wird jeweils eine Region von der Risikoliste
gestrichen. Außerdem wird Barbados in der Karibik gestrichen.