Rätselraten um K-Frage - Laschet und Söder weiter im Gespräch Von Marco Hadem, Jörg Blank und Christoph Trost, dpa

Für viele Menschen ist der Freitag das Ende der Arbeitswoche. Im
Unionspoker um die Kanzlerkandidatur scheint das aber nicht zu
gelten. Hier ist kein Ende absehbar. Immerhin laufen die Gespräche.

Berlin/München (dpa) - Im unionsinternen Streit um die
Kanzlerkandidatur ist weiter keine Entscheidung in Sicht. Nach
Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Unionskreisen sind
CDU-Chef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder aber weiter
miteinander im Gespräch. Weitere Details zum Stand der Beratungen
blieben am Freitag aber zunächst offen, auch bis wann die
Entscheidung fallen soll.

Am Dienstag hatten Laschet und Söder nach einer rund vierstündigen
Beratung in der Unionsfraktion mitgeteilt, das sie bis Ende der Woche
eine Entscheidung für die festgefahrene K-Frage präsentieren wollen.
Ob sie damit den Freitag meinten oder das Wochenende, ließen sie
offen. Beide hatten am vergangenen Sonntag erklärt, dass sie für die
Kandidatur bereit stünden, woraufhin sich die obersten Parteigremien
hinter ihrem jeweiligen Parteichef versammelten.

Während Söder - wie andere Politiker von CSU und auch CDU - auf die
aktuellen, für ihn sehr positiven Umfragen verweist, betont Laschet
immer wieder, Umfragen könnten sich sehr schnell ändern. Zumindest am
Freitag war dies aber noch nicht der Fall. Derzeit halten 44 Prozent
der Bundesbürger und 72 Prozent der Unions-Anhänger Söder für den
geeigneteren Kandidaten, um die Unionsparteien in die Bundestagswahl
zu führen, wie der von infratest dimap erhobene Deutschlandtrend des
ARD-«Morgenmagazins» (Freitag) ergab.

Im ZDF-Politbarometer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen hat
Söder ebenfalls weiter die klar besseren Werte: Den CSU-Vorsitzenden
halten 63 Prozent aller Befragten und 84 Prozent der CDU/CSU-Anhänger
für kanzlertauglich (nein: 31 Prozent bzw. 12 Prozent). Armin Laschet
trauen das Amt nur 29 Prozent zu und in den eigenen Reihen 43 Prozent
(nein: 61 Prozent bzw. 49 Prozent. Er liegt damit auch hinter
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, dem in der Umfrage 37 Prozent aller
Befragten die Eignung als Kanzler attestieren (nein: 53 Prozent) und
der in den eigenen Reihen sogar auf 76 Prozent kommt.

Interessant erscheint in der ZDF-Umfrage, dass die Union trotz des
Machtkampfes um die Kanzlerkandidatur in der Gunst der Befragten
wieder steigt. Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, kämen
CDU und CSU auf 31 Prozent (plus 3), die SPD könnte mit 14 Prozent
(minus 1) rechnen, die AfD mit 11 Prozent (minus 1), die FDP mit 9
Prozent und die Linke mit 7 Prozent, beide unverändert. Die Grünen
müssten mit 21 Prozent zwei Punkte abgeben.

Im nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Laschet sehen dem
Deutschlandtrend zufolge nur 15 Prozent der Bundesbürger und 17
Prozent der Unions-Anhänger den geeigneteren Kandidaten. Aus einer
Befragung des Meinungsforschungsinstituts Insa für «Bild» (Freitag)
geht zudem hervor, dass die Union bei der Bundestagswahl im September
mit einem Kanzlerkandidaten Laschet mit 27 Prozent der Stimmen
rechnen dürfte, mit Söder seien es 38 Prozent.

Allerdings betonten diverse Spitzenpolitiker der CDU bereits
wiederholt, dass auf Umfragen - zumal rund fünf Monate vor der Wahl -
kein Verlass sei. CDU-Vize Jens Spahn betonte am Freitagmorgen im
Deutschlandfunk, dass für ihn Laschet als CDU-Vorsitzender «der
natürliche Kanzlerkandidat der Union» sei. «Wir haben ihn im Januar
zu unserem Vorsitzenden gewählt und jeder, der ihn gewählt hat,
wusste, dass er damit auch den Kanzlerkandidaten der CDU nominiert»,
führte der Gesundheitsminister aus.

Dagegen bekräftigte Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) ihre
Unterstützung für den bayerischen Ministerpräsidenten Söder. Es hab
e
in der Sitzung am Dienstag ein «ganz klares Meinungsbild in der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion» für Söder gegeben. Wenn man gewinnen
wolle, dürfe man «den Besten nicht auf der Bank sitzen» lassen»,
sagte sie. Zugleich drang auch sie auf eine schnelle Klärung.

Schon am Donnerstag hatten sich mehrere CDU-Spitzen hinter Laschet
gestellt. So forderte der schleswig-holsteinische Ministerpräsident
Daniel Günther Söder zum Rückzug auf. Und Hessens Ministerpräsident

Volker Bouffier sagte dem Hessischen Rundfunk: «Es ist doch völlig
klar, dass die große CDU - das hat Markus (Söder) auch immer gesagt -
das erste Zugriffsrecht hat. Und genau das haben wir gemacht.»
Bouffier betonte, er stehe weiter hinter Laschet.