Integrationsbeauftragte: Größere Impfskepsis bei Geflüchteten

Asylbewerber in großen Unterkünften sind besonders gefährdet, sich
mit Corona zu infizieren. Doch viele Geflüchtete begegnen der
staatlichen Impfkampagne mit Misstrauen, sagt Bayerns
Integrationsbeauftragte. Nicht nur Sprachbarrieren sind ein Problem.

München (dpa/lby) - Bayerns Integrationsbeauftragte, Gudrun
Brendel-Fischer, sieht bei Geflüchteten größere Vorbehalte gegenübe
r
Corona-Impfungen als in der übrigen Bevölkerung. «Ich beobachte in

meiner tagtäglichen Arbeit eine größere Skepsis gegenüber
den Corona-Impfstoffen in Asyl- und Flüchtlingsunterkünften», sagte

die CSU-Landtagsabgeordnete. Belastbare Zahlen lägen zur
Impfbereitschaft aber nicht vor.

Aus ihrer Sicht sei die Skepsis Geflüchteter gegenüber
Corona-Impfungen «hauptsächlich ein Sprachproblem», betonte
Brendel-Fischer. Deshalb habe sie einen siebensprachigen Impf-Appell
zum Aushang vor Ort entwickelt. «Mir geht es darum, die Personen auf
die Sinnhaftigkeit einer schnellen Impfung aufmerksam zu machen und
sie kurz und knapp zu informieren.»

Der Bayerische Flüchtlingsrat kritisierte, Aushänge als Information
in den Unterkünften seien nicht ausreichend. Zum einen herrsche bei
vielen Geflüchteten «ein Grundmisstrauen gegenüber allen behördli
chen
Mitteilungen», zum anderen würden Aushänge allein Sehbehinderten od
er
Analphabeten nicht weiterhelfen.

«Deshalb müssen dringend Vertrauenspersonen der Geflüchteten, die
muttersprachlich über die Impfungen informieren können, eingebunden
werden, um eine hohe Impfbereitschaft zu erreichen», betont der
Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats, Alexander Thal.

Soweit Flüchtlings- und Integrationsberater bei Aufklärung und
Beratungen über die Impfungen helfen «und soweit dies für eine
effiziente Organisation der Impfungen im Sinne der
Corona-Impfverordnung notwendig ist», würden sie in das Impfangebot
einbezogen, sagt Integrationsbeauftragte Brendel-Fischer. Die
Entscheidung darüber würden die Verwaltungen der Unterkünfte vor Ort

treffen.

Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums gehören die meisten
Menschen in Asylunterkünften zur Priorisierungsgruppe zwei der
Corona-Impfverordnung. Seit Ende März werden ihnen demnach in großen
Unterkünften und Ankerzentren Impfangebote vor Ort gemacht.

Für Asylbewerber in kleineren Unterkünften seien «verschiedene Wege

denkbar», sagte eine Ministeriumssprecherin. Sie könnten sich für
eine Impfung anmelden, in Absprache mit den Impfzentren könnten auch
Shuttle-Termine organisiert werden. Impfungen vor Ort seien ebenfalls
möglich, «wenn dies der effektivste Weg ist».