Streit über russischen Impfstoff Sputnik V spaltet Slowakei

Bratislava (dpa) - In der Slowakei hat sich der politische Streit
über den Einsatz des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V erneut
zugespitzt. Russland habe den Kaufpreis für eine am 1. März
übergebene erste Lieferung von 200 000 Impfdosen wieder
zurückgegeben, teilte der Finanzminister und Vize-Ministerpräsident
Igor Matovic am Donnerstagabend mit. Dies könnte ein Signal dafür
sein, dass der von ihm noch als Regierungschef eingefädelte Kauf des
in der EU nicht zugelassenen Impfstoffs Sputnik V tatsächlich
geplatzt sei.

Schuld daran sei vor allem die Leiterin des staatlichen
Arzneimittel-Kontrollinstituts SUKL, die mit ihrem kritischen Bericht
die russischen Partner brüskiert habe, sagte Matovic in Bratislava.
In dem SUKL-Bericht hieß es, die Slowakei habe offenbar einen
Impfstoff erhalten, der nicht in allen Details identisch mit dem
zuvor in der renommierten Fachzeitschrift Lancet beschriebenen sei.
Matovic bezeichnete diesen Bericht als «irreführend» und Teil einer
Kampagne gegen den Impfstoff.

Zuvor hatten Staatspräsidentin Zuzana Caputova und Justizministerin
Maria Kolikova dem konservativ-populistischen Ex-Regierungschef
vorgeworfen, Unwahrheiten über die Liefervereinbarung mit Russland zu
verbreiten. Beide forderten, den geheimgehaltenen Vertrag zu
veröffentlichen. Oppositionspolitiker forderten die Entlassung von
Matovic.

Matovic hatte als Sieger der Parlamentswahl 2020 ein Jahr lang die
Regierung geführt, musste aber nach monatelangen Konflikten über
seine widersprüchliche Corona-Politik zurücktreten und ist nun
Finanzminister. Dass er gegen den Willen seiner eigenen
Koalitionspartner heimlich mit Russland den Sputnik-Kauf vereinbarte,
trug wesentlich zur Eskalation der Koalitionskrise im März bei.