Norwegen vertagt endgültige Entscheidung zu Astrazeneca

Oslo (dpa) - Nach Dänemark könnte auch Norwegen dauerhaft auf den
Corona-Impfstoff von Astrazeneca verzichten - eine Entscheidung dazu
hat die Regierung in Oslo nun aber zunächst vertagt. Ein endgültiger
Entschluss werde erst gefasst, nachdem ein Expertenausschuss bis zum
10. Mai seine Einschätzung zum Einsatz des Impfstoffes sowie zum
Mittel des US-Herstellers Johnson & Johnson gegeben habe, sagte
Gesundheitsminister Bent Høie am Donnerstag auf einer Pressekonferenz
in Oslo. Parallel empfahl das nationale Gesundheitsinstitut FHI, das
Astrazeneca-Praparät wegen des Risikos seltener, aber schwerwiegender
Nebenwirkungen gänzlich aus der laufenden Impfkampagne zu streichen.

Es gebe mittlerweile deutlich mehr Erkenntnisse über den Zusammenhang
zwischen dem Vakzin und seltenen, schweren Fällen von Blutgerinnseln,
Blutungen und niedrigen Blutplättchenzahlen, wurde der für den
Infektionsschutz zuständige FHI-Direktor Geir Bukholm in einer
Behördenmitteilung zitiert. Vor dem Hintergrund dieses Wissens
empfehle man, das Präparat aus dem Impfprogramm zu nehmen. Die
ursprüngliche Überschrift der Mitteilung, die die Streichung des
Mittels aus der Impfkampagne ankündigte, wurde umgehend korrigiert.

Norwegen hatte den Einsatz des Impfstoffes des britisch-schwedischen
Unternehmens am 11. März vorsorglich ausgesetzt, nachdem seltene
Fälle von Blutgerinnseln nach der Impfung aufgetreten waren, darunter
auch Todesfälle. Dieser Stopp wurde später verlängert.

Bislang haben in Norwegen rund 960 000 Menschen ihre erste
Corona-Impfung erhalten, knapp 300 000 auch schon ihre zweite. Der
Großteil davon hat den Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten.

Dänemark hatte am Mittwoch bekanntgegeben, seine Impfkampagne
komplett ohne Astrazeneca fortzusetzen. Zuvor hat das EU-Land ebenso
wie Norwegen bereits wochenlang auf den Einsatz verzichtet.