Wie es in Brandenburg mit dem Impfen weitergeht Von Oliver von Riegen, dpa

So richtig Fahrt aufnehmen kann die Impfkampagne in Brandenburg
nicht. Immer wieder muss neu geplant werden, zuletzt wegen
Rückschlägen mit Astrazeneca und Johnson & Johnson. Bisher jedenfalls
hält die Landesregierung an ihrem Ziel für die Impfungen fest.

Potsdam (dpa/bb) - Das Tempo bei den Erstimpfungen in Brandenburg
muss wegen der Rückschläge mit den Impfstoffen von Astrazeneca und
Johnson & Johnson erneut gedrosselt werden. Astrazeneca wird in
Deutschland nur noch für über 60-Jährige empfohlen - und das hat
nicht nur Folgen für die Zweitimpfungen von rund 60 000 Menschen,
sondern auch für Erstimpfungen in den Impfzentren mit Biontech und
Moderna. Die Kassenärzte in Brandenburg sehen aber auch
Unsicherheiten für die Impfstoffmenge für Hausarztpraxen.

Warum gibt es neue Probleme beim Impfen?

Eigentlich sollten die Schutzimpfungen im April richtig Fahrt
aufnehmen, nachdem es in den vergangenen Monaten teils holprig war.
Nun impfen die Hausärzte regulär mit, nicht nur im Rahmen eines
Modellprojekts, und mehr Impfstoff soll kommen. Doch wieder muss
umgeplant werden. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben
sich darauf verständigt, dass unter 60-Jährige mit einer Erstimpfung
mit Astrazeneca bei der zweiten Impfung auf ein anderes Präparat
umsteigen sollen, also auf Biontech oder Moderna. Der Hintergrund
sind Verdachtsfälle auf Hirnvenen-Thrombose nach der Impfung mit
Astrazeneca.

Welche Folgen hat das und bis wann?

Für die Impfzentren werden deshalb vorerst keine neuen Termine für
Erstimpfungen mit Biontech und Moderna vergeben, wie Innenminister
Michael Stübgen (CDU) ankündigte. Der Vizechef der Kassenärztlichen
Vereinigung Brandenburg (KVBB), Holger Rostek, sagte, dass bis in den
Mai hinein keine weiteren Termine freigegeben werden. «Für diese und
die nächste Woche bleiben natürlich alle Impftermine, die wir schon
vereinbart haben, bestehen», sagte Rostek.

Wer kann sich derzeit impfen lassen?

Medizin- und Pflegepersonal, Kita-Erzieher und Grundschullehrkräfte,
über 70-Jährige, pflegende Angehörige und Kontaktpersonen von
Schwangeren können sich derzeit impfen lassen. 60- bis 69-Jährige
ohne Vorerkrankung können in einer Arztpraxis eine Impfung bekommen.

Geht es auch um das Impfen in Hausarztpraxen?

Das Umplanen wegen Astrazeneca betrifft Impfungen in den Arztpraxen
nicht. Aber die Kassenärzte sehen auch dort Unsicherheiten, weil
bisher unklar sei, wie viel Impfstoff Hausärzte für den Mai geliefert
bekommen. Die Hausärzte haben in Brandenburg schon die Impfzentren
bei der Zahl der Impfungen pro Tag überholt: Am Mittwoch gab es laut
Kassenärzten rund 11 800 Corona-Impfungen in Arztpraxen und rund 8300
in Impfzentren. «Wir gehen davon aus, dass das weiter so ist, dass
wir mehr in den Hausarztpraxen verimpfen», sagte KV-Vizechef Rostek.

Was ist mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson?

Für Brandenburg waren in dieser Woche mehr als 7000 Impfdosen von
Johnson & Johnson vorgesehen. Behörden in den USA hatten aber ein
vorübergehendes Aussetzen der Impfungen empfohlen, nachdem im Land
sechs Fälle der Hirnvenenthrombosen erfasst worden waren. Damit
verzögert sich auch der Marktstart in der EU. Brandenburg kann
vorerst nicht mit dem Impfstoff planen.

Brandenburg will bis Ende September allen Bürgern ein Impfangebot
machen. Ist das noch möglich?

Die Kassenärzte schauen nach den Erfahrungen der vergangenen Monate
bei der Planung nur auf die nächsten zwei bis drei Wochen.
KV-Vizechef Rostek zeigt sich aber zuversichtlich: «Ich glaube, das
ist ein Ziel, das man sich geben sollte und was man auch schaffen
kann.» Auch der Innenminister hält daran fest. «Wir sind (...) wild
entschlossen», sagte Stübgen am Mittwoch im Gesundheits- und
Innenausschuss des Landtags. Das hänge aber von den Impfstoffmengen
ab. Eine gute Nachricht: Die EU will bis Ende Juni 50 Millionen
zusätzliche Dosen von Biontech/Pfizer bekommen. Ein Teil könnte auch
Brandenburg zugutekommen.