«Ich hasse die Natur» - Klassik Stiftung zwischen Parks und Pandemie

Wann Besucherinnen und Besucher wieder ins Schiller-Museum können, um
die Ausstellung «Ich hasse die Natur» zu sehen, das bleibt offen. Bis
dahin ist aber einiges in den Parks in Weimar zu erkunden. Denn auch
hier ist die Stiftung fleißig am Werkeln.

Weimar (dpa/th) - Hier wird noch gehämmert, dort Folien geklebt: Im
Schiller-Museum in Weimar werden mit Blick auf das
Eröffnungswochenende des Themenjahrs letzte Arbeiten an der
Hauptausstellung ««Ich hasse die Natur!» Mensch, Natur, Zukunft»
getan. Sammlungsexponate sollen hier in Zukunft mit zeitgenössischer
Kunst kombiniert Besucherinnen und Besuchern gezeigt werden. «Wir
setzen einen ganz starken Schwerpunkt bei der Literatur», sagte die
Kuratorin der Ausstellung, Kristin Knebel, am Donnerstag.

«Dazu wurden literarische Zitate ausgewählt, die wir wie eine Seite
aus einem Buch herausreißen und in einen neuen Zusammenhang stellen»,
erklärt Knebel. Jedes Zitat ist nachzuhören und wird durch eine
Medieninstallation ergänzt. So wird etwa ein auditives Loblied des
Dichters Friedrich Hölderlin auf die Natur von - erst schönen, dann
schrecklichen - Bildern des Regenwaldes begleitet.

Die drei Kapitel «Killing us softly» (deutsch: töte(t) uns sanft),
«Destroy!» (deutsch: Zerstör!) und «Die Zukunft der Natur» sind
bildgewaltig - «Das ist sicherlich nichts für kleine Kinder», sagte
Knebel gleich an mehreren Stellen.

Die Klassik Stiftung Weimar möchte mit ihrem Themenjahr «Neue Natur»

die Beziehung zwischen Mensch und Natur behandeln. Klimawandel und
andere Naturthemen sollen erörtert werden, Projekttage und Workshops
für Schulklassen sind geplant. Zudem geht es um das Zusammenspiel von
Kunst, Philosophie, Natur und Parkgestaltung.

Dass das diesjährige Thema die Parks und Außenanlagen der Stadt aktiv
einbeziehe, komme im Pandemiejahr gelegen, sagte die
Stiftungspräsidentin Ulrike Lorenz am Donnerstag in Weimar. So
könnten die Lastenräder für Workshops im Freien auch in der Pandemie

durch die Quartiere radeln, Familien mit gestellten
Erkundungsrucksäcken die Parks und Gärten erkunden. «Vieles, um nicht

zu sagen, alles Geplante wird nach und nach, so wie es auch angelegt
war, modulhaft eröffnen», zeigte sich Lorenz optimistisch.

Zum Auftakt des Themenjahres der Klassik Stiftung Weimar am
Wochenende werden die Türen der Museen aber coronabedingt geschlossen
bleiben. «Bis auf die digitalen Angebote wird keine Haustür
aufgehen», sagte Lorenz. Auch ein öffentlichkeitswirksames Fest zur
Eröffnung der Pavillon-Konstruktion «Grünes Labor» im zum
Unesco-Welterbe gehörenden Park an der Ilm am Wochenende sei aufgrund
der Corona-Pandemie nicht möglich.

Wann erste Gäste in der Ausstellung Blätter von den multimedial
inszenierten Papierblöcken reißen und sich die größtenteils aus dem

20. Jahrhundert stammenden Textstellen aus literarischen Werken und
Eindrücke mit nach Hause nehmen können, blieb zunächst offen. Klar
ist aber laut Stiftung: «Unter dem Motto eines Thomas-Bernhard-Zitats
setzt die Ausstellung unseren idyllischen Parkanlagen einen starken
Kontrapunkt entgegen.»