Impfkampagne weiter durch Mangel geprägt - Minister lädt zu Gipfel

Die Impfkapazitäten gegen das Coronavirus übersteigen weiterhin die
Mengen der vorhandenen Impfdosen. In den kommenden Wochen sollen die
Liefermengen nun deutlich steigen. Der Minister trommelt deshalb
schon einmal alle Beteiligten zu einem Impfgipfel zusammen.

Stuttgart (dpa/lsw) - Die Lieferungen an Corona-Impfstoff steigen nur
langsam. Es könnte im Südwesten deutlich mehr geimpft werden, als
derzeit Corona-Impfstoff vorhanden ist. Die Landesregierung rechnet
aber schon bald mit mehr Impfstoff und lädt Verbände und Vertreter
des Gesundheitssystems zu einem Impfgipfel am Freitag (11.00 Uhr).

Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) möchte sich in einer
Videoschalte mit Kommunalpolitikern sowie Vertretern etwa von
Ärztekammer, Apothekerverband und Krankenhausgesellschaft
austauschen. Zudem sind nachträglich auch der Paritätische und der
Sozialverband VdK und etwa der Landesseniorenrat eingeladen worden.
Die Opposition kritisierte vorab, Lucha wolle mit dem Impfgipfel von
Versäumnissen zum Beispiel bei Senioren ablenken. Hausärzte wiederum
fürchten, dass das Impfchaos in ihre Praxen verlagert wird.

Zugleich stockt die Impfkampagne weiter. Es gibt ein Missverhältnis
aus vorhandenen Impfkapazitäten und vorhandenem Impfstoff. Im April
wird Baden-Württemberg pro Woche rund 300 000 Dosen Corona-Impfstoff
erhalten, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Stuttgart
mitteilte. Dem stehen Kapazitäten von bis zu 80 000 täglichen
Impfungen in den Impfzentren im Land gegenüber.

In den Praxen der niedergelassenen Ärzte könnten laut einer Umfrage
der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg ebenfalls bis zu
80 000 Impfungen am Tag verabreicht werden, so der Sprecher.
Tatsächlich landen in den Impfzentren derzeit täglich zwischen 40 000
und 45 000 Impfungen in den Armen der Baden-Württemberger. In den
Praxen habe es in der ersten Woche nach dem dortigen Impfstart bis
einschließlich Dienstag dieser Woche rund 161 000 Impfungen gegeben.
Dies entspricht rund 23 000 Impfungen am Tag.

Beim Fortschritt der Impfkampagne spielt neben dem Umfang der
Impflieferungen auch die Verteilung und Akzeptanz für die
verschiedenen Impfstoffe eine Rolle. In der kommenden Woche erhalten
die Impfzentren laut Ministerium rund 14 400 Dosen von Astrazeneca
und rund 287 000 Dosen von Biontech/Pfizer. Für die letzte Aprilwoche
betragen die Liefermengen demnach 12 000 Dosen von Astrazenca, 199
000 Dosen von Biontech/Pfizer und 80 400 Dosen des Impfstoffs von
Moderna. Der geringe Anteil an Astrazeneca sei dadurch begründet,
dass die Impfzentren hiervon ab Ende April nur noch Dosen für
Zweitimpfungen erhielten, alles andere gehe ab nächster Woche an die
Hausärzte, so der Sprecher.

Welchen Umfang die Impflieferungen ab Mai haben werden, ist derzeit
noch unklar. Genaue Prognosen seien weiterhin schwierig. Das zeige
der momentane Stopp bei Johnson & Johnson, hieß es vom Ministerium.
Der US-Hersteller hatte seine Auslieferung an die EU-Staaten am
Dienstag nach Berichten über Sinusvenenthrombosen verschoben. Für die
Zeit ab Mai lägen nur sehr grobe und vorläufige Prognosen vor.
Dennoch rechnet das Ministerium damit, dass die Impfungen «deutlich
an Fahrt aufnehmen». Man hoffe, dass die bisherigen Prognosen
zutreffen und man im Mai und Juni noch deutlich mehr Impfstoff
erhalten werde, so dass die Impfzentren und niedergelassenen Praxen
endlich unter Volllast impfen könnten. «Die Infrastruktur dafür ist
im Land ohne Zweifel vorhanden», teilte der Sprecher mit.

Im Südwesten haben inzwischen nach Angaben des Landesgesundheitsamts
mehr als 1,6 Millionen Menschen eine erste Corona-Impfung bekommen.
Über 676 000 davon sind schon ein zweites Mal geimpft. Dennoch
rangiert Baden-Württemberg im Ländervergleich beim Anteil der
Geimpften an der Gesamtbevölkerung im unteren Drittel, wie aus Daten
des Robert Koch-Instituts hervorgeht.