Antibiotikaresistenzen: WHO fordert neue Mittel gegen Bakterien

Genf (dpa) - Die Welt braucht im Kampf gegen resistente Bakterien
dringend neue Antibiotika, aber die Entwicklung kommt nicht voran.
Deshalb beleuchtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem
jährlichen Bericht über den Forschungsstand zur Überwindung der
Antibiotikaresistenz erstmals auch mögliche alternative Lösungen zum
Kampf gegen bakterielle Infektionen, wie sie am Donnerstag in Genf
berichtete.

Einige der gefährlichsten Bakterien der Welt hätten Resistenzen gegen
die bekannten Mittel entwickelt. Aber keines der 43 Antibiotika, die
in der klinischen Entwicklung seien, verspreche Abhilfe, warnt die
WHO. Praktisch alle wirkten kaum besser als die existierenden Mittel.
Es sei zu erwarten, dass die Bakterien auch gegen sie schnell
resistent werden. 82 Prozent der in jüngster Zeit zugelassenen
Antibiotika seien nur Varianten der bereits bekannten Mittel.

Als Alternativen beleuchtet die WHO nun 27 neue Therapieformen. Dazu
gehören Versuche mit Antikörpern und mit Bakteriophagen, also Viren,
die Bakterien als Wirtszelle nutzen. Forscher versuchen auch, das
Immunsystem für einen besseren Kampf gegen Bakterien zu stimulieren.
Große Investoren und Pharmafirmen hätten aber geringes Interesse,
weil solche Mittel keine große Rendite versprechen, wie die WHO
schreibt. Sie unterstützt die Erforschung alternativer Therapien
ebenso wie die Entwicklung neuartiger Antibiotika in verschiedenen
Partnerschaften mit Geldgebern, Wissenschaftlern und Pharmafirmen.

Die WHO hat rund ein Dutzend besonders gefährliche Bakterien
identifiziert, gegen die dringend wirksame Medikamente gebraucht
werden. Höchste Priorität hätten neue Mittel gegen Krankenhauskeime
wie Acinetobacter, Pseudomonas und Enterobacteriaceae.

Das Coronavirus habe die verheerenden weltweiten Folgen einer
Pandemie gezeigt, so die WHO. Auch im Kampf gegen gefährlichen
Bakterien seien mehr Investitionen nötig. «Antibiotika sind die
Achillesferse einer globalen Gesundheitsversorgung und eine Bedrohung
der globalen Sicherheit», sagte WHO-Experte Haileyesus Getahun.