Intensivmediziner: Auf manchen Intensivstationen nur ein Bett frei

Berlin (dpa) - Wegen steigender Corona-Infektionszahlen warnt ein
Intensivmediziner der Berliner Charité vor einer Überlastung des
Gesundheitssystems - auch zu Lasten von Patienten mit anderen
Krankheiten. In einigen Regionen gebe es nur noch zehn Prozent freie
Kapazitäten, sagte Steffen Weber-Carstens am Donnerstag in Berlin.
«Was bedeuten zehn Prozent? Die durchschnittliche Größe der
Intensivstationen ist zehn bis zwölf Betten. Das bedeutet: pro
Intensivstation genau ein Bett». Dies werde auch vorgehalten für
Patienten zum Beispiel mit Schlaganfall oder Unfällen - und für
Covid-19-Patienten. «Das ist die Situation, wie sie im Moment ist.»

«Wir brauchen jetzt an dieser Stelle eine Kontrolle der
Infektionsdynamik. Sonst werden wir das in Zukunft auf den
Intensivstationen nicht mehr adäquat leisten können», sagte der
Mediziner. Im Moment laufe man «sehenden Auges in eine
Spitzenbelastung» wie es sie zum Jahreswechsel gegeben habe oder noch
darüber hinaus. Es gelte jetzt, das Erreichte nicht zu verspielen:
Bislang sei das «Absaufen» des Gesundheitssystems vermieden worden.

Patienten würden von stark belasteten Regionen bereits in andere
Regionen umverteilt, Thüringen etwa habe strategische
Patientenverlegungen angefragt, schilderte Weber-Carstens, der zur
wissenschaftlichen Leitung des Divi-Intensivregisters gehört. Dass
viele Kliniken bereits wieder planbare Eingriffe verschöben, bedeute
auch für Nicht-Covid-19-Patienten eine erhebliche Einschränkung der
Versorgung.