Dresdner Klinikchef für Aufhebung der Impfpriorisierung

Die Corona-Infektionen nehmen weiter zu und die Krankenhäuser füllen
sich in Sachsen. Zwar ist die für einen strengeren Lockdown
festgelegte Belastungsgrenze noch nicht erreicht - aber die Lage
regional bereits dramatisch.

Dresden (dpa/sn) - Angesichts des Infektionsgeschehens und der sich
mit Corona-Patienten füllenden Krankenhäuser fordert der Medizinische
Vorstand des Universitätsklinikums Dresden, Michael Albrecht, die
Aufhebung der Impfpriorisierung. «Jetzt geht es um Geschwindigkeit»,
sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Man müsse verstärkt die
impfen, die viel unterwegs sind, Kontakte haben und gefährdeter sind,
sich anzustecken. «Es geht darum, in kurzer Zeit möglichst viele
Leute zu impfen und sich nicht endlos in bürokratischen Diskussionen
um Priorisierungslisten aufzuhalten.»

Die Lage in den Krankenhäusern beschrieb Albrecht so: «Wir sind
alarmiert». In der Region Chemnitz-Westsachsen sei die Dynamik
deutlich stärker, die Situation im Erzgebirgskreis an der
tschechischen Grenze besonders dramatisch. «Wir haben noch eine Woche
Zeit, um die weitere Entwicklung abzuwarten.» Am Mittwoch waren nach
seinen Angaben knapp 1200 Klinikbetten auf Normalstation mit
Covid-19-Patienten belegt, aber die Region Chemnitz-Westsachsen hat
mit 658 die regionale Grenze (500) schon um ein Drittel
überschritten.

Bei mehr als 1300 belegten Betten landesweit sieht die aktuelle
Verordnung eine Rückkehr zum strengeren Lockdown vor. Das sind laut
Albrecht, der ein Prognosesystem zur Entwicklung der Situation
sächsischer Krankenhäuser entwickelt hat, 40 Prozent der Belegung von
vor Weihnachten. «Nach meiner Prognose werden wir diese Grenze in
etwa einer Woche (21. April) knapp reißen.» Dann blieben zwei bis
drei Wochen Vorlauf für den Effekt eines kompletten Lockdowns.

Zeitgleich müsse sich der Effekt beim Impfen zeigen und dort weiter
aufs Tempo gedrückt werden. «Man muss nur nach England oder Israel
schauen, wo Fußballspiele wieder mit Publikum möglich sind und
Restaurants öffnen, das ist der Effekt einer hohen
Durchimpfungsquote.» Daran sei ablesbar, dass nicht Öffnungen und
Schließungen der Weg sind. «Die einzige Chance, die wir haben, ist,
dass 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, und das so schnell wie
möglich.»