Lehrerverbände kritisieren Notbremse ab Inzidenz von 200

München (dpa/lby) - Lehrerverbände kritisieren die geplante Notbremse
für Schulen ab einer 7-Tage-Inzidenz von 200. «Niemand aus der
Schulpraxis versteht, warum Schulen plötzlich bis zu einer Inzidenz
von 200 geöffnet bleiben können», betonte Michael Schwägerl,
Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands (bpv), in einer
Pressemitteilung am Mittwoch. Der Vorschlag dürfe nicht im Freistaat
umgesetzt werden. Bisher gilt in Bayern die Notbremse mit
Distanzunterricht für die meisten Schüler ab 100 Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner binnen einer Woche.

Nach einem Beschluss des Bundeskabinetts sollen im Rahmen der
Bundesnotbremse Schulen erst schließen, wenn die 7-Tage-Inzidenz an
drei aufeinanderfolgenden Tagen den Schwellenwert von 200
überschreitet. Ausnahmen für Abschlussklassen und Förderschulen sind

möglich. Diese Bremse soll auch für Kitas gelten, die Länder können

aber Notbetreuung ermöglichen. Wenn Bundestag und Bundesrat
zustimmen, könnte die Notbremse für Schulen Ende April in ganz
Deutschland in Kraft treten.

«Wenn man massive Einschränkungen im öffentlichen und privaten Leben

anordnet, um Kontakte zu vermeiden, dann ist es geradezu grob
fahrlässig, mit Schulschließungen bis zu einer Inzidenz von 200 zu
warten», kritisierte Pankraz Männlein, Landesvorsitzender des
Verbandes der Lehrer an beruflichen Schulen (VLB).

Auch der Deutsche Realschullehrerverband (VDR) fordert niedrigere
Grenzwerte für Schulen. «Neben einer klar strukturierten Test- und
Impfstrategie muss man sich jetzt bundesweit auf eindeutige
Grenzwerte mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 für
Wechselunterricht und 100 für Distanzunterricht festlegen», meinte
der Verbandsvorsitzende Jürgen Böhm.

In Bayern gilt bisher: Bei einem Wert von über 100 bekommen alle
Distanzunterricht. Ausgenommen davon sind nur die Abschlussklassen,
die vor dem Übertritt stehenden vierten Klassen sowie die elfte
Jahrgangsstufe an Gymnasien und Fachoberschulen.