Aerosol-Forscher: Ausgangsbeschränkungen sind kontraproduktiv

Düsseldorf (dpa) - Der Aerosol-Forscher Gerhard Scheuch hat davor
gewarnt, Menschen mit Ausgangsbeschränkungen in die aus
infektiologischer Sicht viel gefährlicheren Innenräume zu treiben.
Die mit der geplanten Bundes-Notbremse verbundenen Ausgehverbote
zwischen 21 und 5.00 Uhr seien aus fachlicher Sicht kontraproduktiv,
sagte der Ex-Präsident der internationalen Gesellschaft für
Aerosolforschung am Mittwoch im «Morgenecho» von WDR 5. «Wenn wir
Ausgangssperren verhängen, dann suggerieren wir der Bevölkerung:
Achtung! Draußen ist es gefährlich. Aber genau das Gegenteil ist der
Fall. Wenn die Leute in Innenräumen bleiben, dann ist es gefährlich.»


Führende Aerosol-Forscher aus Deutschland hatten deswegen bereits in
einem Offenen Brief an die Bundesregierung und die Landesregierungen
einen Kurswechsel gefordert. Die Wissenschaftler wehrten sich
dagegen, «dass man «draußen» jetzt plötzlich katastrophisiert»,

erklärte Scheuch.

Joggen mit Maske, gesperrte Parks oder ein Verbot, abends noch auf
einen Spaziergang oder eine Zigarette aus einer möglicherweise
beengten Wohnung heraus an die frische Luft zu gehen, seien «absurde
Maßnahmen». Stattdessen sollte es den Bürgern ermöglicht werden, ra
us
zu gehen. Corona-Infektionen seien «ein Innenraum-Problem»,
unterstrich der Aerosol-Forscher.

Wer unbedingt andere Leute treffen müsse, solle die Zahl stark
begrenzen und die Zusammenkünfte kurz halten, empfahl Scheuch. «Jede
Stunde länger treffen zusammen in Innenräumen ist ganz, ganz
gefährlich.» Das sei den meisten immer noch nicht klar. Unterricht in
Schulen sei nur mit einer Kombination aus Schutzmaßnahmen möglich:
Lüften, Raumfilter, Masken aufsetzen, kurze Unterrichtszeit und große
Räume.