Grünen-Fraktionschefin fordert Aufhebung der Impfpriorisierung

Weil der Corona-Impfstoff knapp ist, können sich bislang nur
bestimmte Bevölkerungsgruppen impfen lassen. So sieht es die
Bundesimpfverordnung vor. Grünen-Fraktionschefin Astrid
Rothe-Beinlich sieht aber die Zeit für ein Umdenken gekommen.

Erfurt (dpa/th) - Thüringens Grünen-Fraktionschefin Astrid
Rothe-Beinlich hat sich dafür ausgesprochen, die Impfpriorisierung
aufzugeben und auch jüngere Menschen gegen das Coronavirus zu impfen.
Es sei richtig gewesen, zuerst die Älteren zu schützen, sagte
Rothe-Beinlich der Deutschen Presse-Agentur. «Jetzt muss es aber
darum gehen, auch in die Breite zu impfen.»

Es habe sich gezeigt, dass die Corona-Mutationen vor allem auch
Kinder ansteckten und damit auch deren Eltern stärker gefährdet
würden. «Deshalb müssen wir jetzt neu nachdenken und auch mobile
Gruppen impfen», sagte Rothe-Beinlich. Gemeint seien alle Menschen,
die noch mobil sind, arbeiten gehen und viel unterwegs seien.

Die 47-Jährige kritisierte die Pläne der Bundesregierung für
Änderungen des Infektionsschutzgesetzes. Es fehle an einer «harten
Testpflicht» etwa für Unternehmen, wie sie sagte. Angesichts dieser
Situation, dass weiterhin viele Menschen zur Arbeit gehen würden, sei
es nötig, stärker in die Breite zu impfen.

Ob für eine gewisse Zeit auf Zweitimpfungen verzichtet werden sollte,
um schneller mehr Menschen den Schutz einer ersten Impfung zu geben,
wie es unter anderem der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach
fordert, wollte Rothe-Beinlich zunächst nicht kommentieren. «Ich
finde, das sollte nicht politisch entschieden werden. Das müssen
Mediziner beurteilen», sagte sie.

In Thüringen werden derzeit hauptsächlich Menschen aus den
Prioritätsgruppen eins und zwei geimpft. Dazu zählen unter anderem
Menschen über 80 und mit bestimmten Vorerkrankungen sowie
beispielsweise Grundschullehrer und Erzieher. Der Freistaat weicht
stellenweise von der Bundesimpfverordnung ab und lässt beispielsweise
alle Polizisten impfen - auch solche mit Bürojobs. In einigen
Landkreisen mit besonders hoher Inzidenz werden auch schon Menschen
der Priorisierungsgruppe 3 geimpft.