Kassenärzte: «Impfkampagne gerät massiv ins Stocken»

Berlin (dpa) - Die niedergelassenen Ärzte kritisieren eine
Benachteiligung gegenüber Impfzentren in der Corona-Impfkampagne.
«Den Praxen werden in den kommenden Wochen viel weniger
Biontech-Dosen zugewiesen als versprochen, weil der Impfstoff
offensichtlich vorrangig an die Impfzentren geht», sagte Andreas
Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(KBV), der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwoch). «Die Zuteilung f
ür
die Hausärzte wurde halbiert. Daher wächst bei den niedergelassenen
Ärzten die Sorge, dass sie in den kommenden Wochen eher weniger als
mehr am Impfgeschehen teilhaben können.»

Zwar erhalten die Arztpraxen den Angaben zufolge als Ausgleich für
Biontech-Kürzungen mehr Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs. «Aber das
wird so nicht aufgehen», warnte Gassen. «Wenn die Impfzentren
komplett den vergleichsweise unproblematischen Impfstoff erhalten,
die Praxen aber den umstrittenen, der zumal den unter 60-Jährigen
nicht gespritzt werden darf, wird die Impfkampagne massiv ins Stocken
geraten. Das darf nicht passieren!»

Wenn Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) seine Zuteilungsstrategie
nicht wieder ändere, gerate die Herdenimmunität in weite Ferne, so
der KBV-Chef. Die Lieferreduzierungen in dieser und der kommenden
Woche ließen «das Schlimmste befürchten». Dabei könnten die Praxe
n
bis zu fünf Millionen Menschen pro Woche impfen. «Rund 75.000
Arztpraxen stehen dafür bereit. Erhalten die Praxen genug Impfstoff,
könnten wir schon im Juni die Herdenimmunität erreicht haben.»