Corona-Lockerungen in Regionen möglich - Öffnung von Einzelhandel

Die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus bleibt in Brandenburg
auf hohem Niveau. Trotzdem gibt es Regionen, in denen Maßnahmen
gelockert werden können.

Eberswalde/Potsdam (dpa/bb) - Die Zahl der Ansteckungen mit dem
Coronavirus in Brandenburg innerhalb einer Woche je 100 000 Einwohner
steigt - in einigen Regionen sind wegen einer niedrigen Inzidenz aber
Lockerungen möglich. Nach Potsdam und dem Landkreis
Potsdam-Mittelmark hat auch der Kreis Barnim die Corona-Notbremse
automatisch wieder beendet. Das teilte eine Sprecherin der Kommune am
Dienstag mit. Weil es in der vergangenen Woche an drei Tagen
hintereinander weniger als 100 neue Infektionen pro 100 000 Einwohner
in einer Woche gab, treten erneut die Lockerungen von März in Kraft.

Damit dürfen sich im Freien wieder zwei Haushalte, aber höchstens
fünf Menschen treffen; Kinder bis 14 Jahren sind ausgenommen. Der
Einzelhandel darf unter Einhaltung der bekannten Regelungen öffnen.
Ebenso ist Sport unter freiem Himmel unter Einhaltung der Abstands-
und Hygieneregelungen in Gruppen von bis zu zehn Menschen möglich.
Zudem können Gedenkstätten, Museen, Ausstellungshäuser, Galerien,
Planetarien, Archive und öffentliche Bibliotheken unter Einhaltung
der Corona-Regelungen wieder öffnen.

Der Einzelhandel in Potsdam öffnet ab Mittwoch wieder für seine
Kunden. Die Landeshauptstadt hebt damit die seit Ende März geltenden
Schutzmaßnahmen auf. Der Handelsverband Berlin-Brandenburg rechnet
nicht damit, dass es zu einem Ansturm auf die Geschäfte in Potsdam
aus Berlin und Umgebung kommen wird. Hauptgeschäftsführer Nils
Busch-Petersen sagte der Deutschen Presse-Agentur, es seien in den
meisten Geschäften weiterhin Terminbuchungen nötig, um einkaufen zu
können - nur eben ohne Test. Außerdem blieben viele Geschäfte aus
Infektionsschutzgründen bei dem «Click & Collect»-Modell, ließen al
so
weiterhin erst einmal keine Kunden in den Laden. Auch die Stadt geht
nicht von einem Run auf die Geschäfte aus, wie eine Sprecherin sagte.
Sie rechnete aber mit mehr Menschen, die zum Einkaufen in die
Innenstadt kommen.

In den Einkaufsmeilen gilt ihren Angaben zufolge eine Maskenpflicht.
Zudem seien bereits über 20 Teststellen in der Stadt eingerichtet,
aber auch in Drogeriemärkten und Apotheken. Die Hygiene-Regeln gelten
auch in den kleineren Läden, wie in der Eindämmungsverordnung des
Landes festgelegt.

Auch Gedenkstätten, Museen, Galerien, Planetarien, Archive und
öffentliche Bibliotheken stehen in Potsdam Besuchern wieder offen.
Allerdings bleibt die Stadt - und Landesbibliothek beim Bestell - und
Abholservice. In der Volkshochschule und der Musikschule dürfen nur
kleine Gruppen unterrichtet werden. In dieser Woche ist den Angaben
zufolge aber noch keine Öffnung der kommunalen Potsdamer Museen
geplant. Die Stadt sei eher vorsichtig bei den Öffnungen und
beobachte auch das Infektionsgeschehen der anderen Bundesländer sehr
genau, betonte die Sprecherin.

In Landkreisen mit mehr als 100 wöchentlichen Neuinfektionen pro 100
000 Einwohner sollen die Einschränkungen nach Plänen des Bundes
wieder verschärft werden. In Brandenburg gilt bereits eine Notbremse
in den meisten Landkreisen und kreisfreien Städten ab einer
Sieben-Tage-Inzidenz von 100. Dann sind der Einkauf und der
Museumsbesuch mit Termin tabu, ein Haushalt darf sich nur mit einer
weiteren Person treffen. Supermärkte, Drogerien und Apotheken bleiben
offen. Landesweit stieg die Zahl neuer Ansteckungen mit dem
Coronavirus innerhalb von sieben Tagen je 100 000 Einwohner weiter.
Der Wert lag am Dienstag bei 128; am Montag bei 125.

Unterdessen versucht Brandenburg beim Impfen weiter aufzuholen. Seit
vergangenem Mittwoch können auch die Hausarztpraxen gegen das
Coronavirus impfen. Rund 850 Praxen beteiligten sich seit der ersten
Woche. Hinzu kommen rund 335 Modellpraxen, die bereits seit Anfang
März impfen. «Die ganze terminliche Organisation ist sehr aufwendig»,

sagte Karin Harre, Vorsitzende vom Landeshausärzteverband und Ärztin
mit Praxis in Walsleben (Ostprignitz-Ruppin).

Alle Patientinnen und Patienten, die an der Reihe seien, müssten
angerufen werden. Teils hätten sich viele aber bereits in den
Impfzentren des Landes impfen lassen oder wohnten in Seniorenheimen,
in denen sie ebenfalls bereits die Impfung bekommen hätten. «Wären
wir von Anfang an mit in das Impfen einbezogen worden, hätten wir
jetzt einen besseren Überblick und uns wäre viel Arbeit erspart
geblieben», sagte Harre.

In Brandenburg dürfen bestimmte Arztpraxen den Corona-Impfstoff von
Astrazeneca bereits auch über 60-Jährigen ohne Vorerkrankungen
impften. Dies werde immer im Einzelfall nach einer Beratung gemeinsam
mit den Patienten entschieden, so Hausärztin Harre. Der Vorteil in
den Praxen sei, dass man die Menschen und mögliche
Krankheitsgeschichten kenne.

Ansonsten dürfen im Land weiterhin nur über 70-Jährige und weitere
Personen der Prioritätsgruppe 2, also beispielsweise Lehrerinnen und
Lehrer und Pflegekräfte geimpft werden.

Die Impfzentren des Landes und die Modellpraxen sollen in Brandenburg
so lange bestehen bleiben, bis Vertragsärzte flächendeckend gegen das
Coronavirus impfen können. Dieses Ziel solle so schnell wie möglich
erreicht werden, wie es vom Gesundheitsministerium auf eine Anfrage
aus der SPD-Landtagsfraktion hieß.

Bisher sind rund 140 400 Menschen in Brandenburg vollständig geimpft
worden (Stand Montag). Das Land liegt damit im bundesweiten Vergleich
auf dem drittletzten Platz.