Schwesig besorgt über Infektionszahlen - Sputnik V schon ab Juni?

In Mecklenburg-Vorpommern nehmen die Corona-Infektionen rasch zu. Es
drohen härtere Schutzmaßnahmen. Impfen ist nach den Worten von
Ministerpräsidentin Schwesig der Ausweg aus der Pandemie. Deshalb
bemüht sich das Land auch um den russischen Impfstoff Sputnik V.

Schwerin (dpa/mv) - Als Reaktion auf die steigenden Infektionszahlen
will Mecklenburg-Vorpommern die Vorkehrungen zur Eindämmung der
Corona-Pandemie ausweiten. Auf dem nächsten MV-Gipfel am Freitag und
Samstag werde darüber beraten, welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen
für das Land ergriffen werden müssen. «Wir können nicht auf ein
Bundesinfektionsschutzgesetz warten, wir haben jetzt
Handlungsbedarf», sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am
Dienstag nach der Kabinettssitzung in Schwerin. Konkrete Maßnahmen
nannte sie aber noch nicht.

Das am gleichen Tag von der Bundesregierung beschlossene Gesetz bilde
ohnehin nur Dinge ab, die längst Beschlusslage seien. Positiv
bewertete Schwesig die Aufnahme bundesweit einheitlicher Regelungen
für Ausgangsbeschränkungen. Zudem mahnte sie, das Gesetz rasch zu
beraten und zu beschließen. «So ein Gesetz muss, wenn, zügig kommen.

Zwei Wochen Beratung im Bundestag sind viel zu lange. Wir vor Ort
handeln schneller», sagte Schwesig.

Die Landesregierung werde sich den Gesetzentwurf genau ansehen. Wenn
sich die Verabredungen zwischen Bund und Ländern, etwa zu den
Ausgangsbeschränkungen, im Gesetz wieder fänden, werde
Mecklenburg-Vorpommern im Bundesrat zustimmen. «Wenn der Bund aber
eine Generalklausel plant, mit der er einfach Dinge beschließen kann,
ohne dass die mit uns besprochen sind, dann werden wir nicht
zustimmen», machte die Schweriner Regierungschefin deutlich.

Schwesig verwies darauf, dass mit Ausnahme von Vorpommern-Rügen alle
Kreise und kreisfreien Städte im Nordosten inzwischen Inzidenzwerte
von über 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben
Tagen aufwiesen. Das mache besorgt, zumal auch die Belegung der
Intensivbetten in den Kliniken des Landes steige. Das Personal dort
arbeite nun schon «seit einem Jahr hart an der Corona-Front».
Jenseits des Inzidenz-Schwellenwertes von 100 müssen gemäß Notbremse

Lockerungen der Schutzvorschriften wieder zurückgenommen werden.

Schwesig beklagte erneut ein zu geringes Impftempo im Land und
begrüßte, dass es in einigen Kreisen Impfaktionen für Menschen ab 60

Jahre mit dem Wirkstoff von Astrazeneca gebe. Ziel bleibe, bis zum
Sonntag alle bereitstehenden Dosen zu verabreichen. Da aber der
Nachschub an Impfstoffen insgesamt noch längst nicht ausreiche,
bemühe sich Mecklenburg-Vorpommern auch direkt um den russischen
Corona-Impfstoff Sputnik V.

Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) sei im Kabinett beauftragt
worden, zügig einen Vorvertrag mit den russischen Herstellern
auszuhandeln. Es gehe um eine Option, die Mecklenburg-Vorpommern die
rasche Lieferung von einer Million Impfstoffdosen sichert, sobald
eine Zulassung für die EU oder Deutschland durch die zuständigen
Behörden vorliege. Damit solle vermieden werden, dass sich Fehler,
wie sie die EU etwa bei der späten Bestellung des Biontech-Impfstoffs
gemacht habe, wiederholen.

Schwesig äußerte die Hoffnung, dass die ersten 500 000 Dosen Sputnik
V Anfang Juni zur Verfügung stehen. «Jeder Impfstoff, der zugelassen
ist, jeder Impfstoff, der wirkt, ist ein guter Impfstoff, den wir
brauchen. Und es ist nicht entscheidend, woher er kommt», sagte
Schwesig und bot an, Sputnik V auch im Nordosten produzieren zu
lassen: «Wir bieten dafür gute Voraussetzungen.»

Bislang gibt es noch keine Zulassung in der EU für Sputnik V. Die
Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft derzeit den Antrag dazu.
Schwesig mahnte, das Prüfverfahren zügig durchzuführen, dabei aber
auch alle Sicherheitsstandards zu beachten. «Dieser Impfstoff sollte
genau so kritisch, aber auch genau so zügig wie alle anderen
Impfstoffe geprüft werden», forderte sie.