Norddeutsche Wirtschaft kritisiert Testpflicht für Unternehmen

Hamburg/Kiel (dpa/lno) - Die von der Bundesregierung beschlossene
Pflicht zum Angebot von Corona-Tests für Unternehmen ist in der
Wirtschaft im Norden auf Kritik gestoßen. «In der norddeutschen
Wirtschaft herrscht große Enttäuschung, auch über die schon fast
gewohnt nicht bis zu Ende gedachten neuen Vorschriften», sagte der
Präsident der Unternehmensverbände, Uli Wachholtz, am Dienstag.
Unklar bleibe, wie Arbeitgeber gegenüber Beschäftigten das
Testangebot durchsetzen können. «Die beschlossene gesetzliche
Verpflichtung für Arbeitgeber wird zu einer weiteren Bürokratielast
und ist darüber hinaus für viele unter der Pandemie leidenden
Betriebe eine große finanzielle Herausforderung.»

Ähnlich äußerte sich die Industrie- und Handelskammer
Schleswig-Holstein. Die Testpflicht stelle das politische Misstrauen
in das unternehmerische Verantwortungsbewusstsein unter Beweis, sagte
Hauptgeschäftsführer Björn Ipsen. Der Bedarf könne immer noch nicht

oder nur schwer gedeckt werden. «Anstatt die Wirtschaft also zu
verpflichten, hätte der Staat bei der Beschaffung und Organisation
unterstützen und sich finanziell beteiligen sollen.»

Dagegen begrüßte der DGB Nord die Testpflicht. «Es ist an der Zeit,
dass alle Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung
nachkommen», sagte der Vize-Vorsitzende Ingo Schlüter. Die bisherige
Selbstverpflichtung sei nicht ausreichend gewesen. «Die Regel, dass
Betriebe ihren Beschäftigten einmal pro Woche einen kostenlosen Test
anbieten müssen, muss man aber offensiv auslegen, um auf die
weiterhin dynamische Pandemie-Lage schnell reagieren zu können.»

Unternehmen müssen ihren Beschäftigten, die nicht dauerhaft im
Homeoffice arbeiten können, künftig Corona-Tests anbieten. Das
Bundeskabinett hat am Dienstag eine entsprechende Verordnung zum
Arbeitsschutz beschlossen.