Fasten und noch mehr Verzichte - Ramadan in Corona-Zeiten

Für Muslime weltweit hat der Fastenmonat begonnen. Viele Menschen
müssen sich dabei nicht nur beim Essen und Trinken zurückhalten.
Wegen der Pandemie haben viele Länder auch andere Einschränkungen
beschlossen.

Mekka (dpa) - Geselliges Fastenbrechen und Gebete in großer Runde -
in diesem Jahr ist das für viele Muslime im Ramadan erneut so nicht
möglich. Um eine weitere Ausbreitung der Corona-Pandemie zu
verhindern, haben viele islamisch geprägte Länder Auflagen für den
Fastenmonat erteilt. Die meisten arabischen Staaten hatten nach der
Sichtung der Neumondsichel am Montagabend den Beginn des Ramadan auf
Dienstag festgelegt. Auch viele Islamverbände in Deutschland hatten
Dienstag als ersten Fastentag ausgerufen.

Gläubige Muslime verzichten nun bis zum 12. Mai von der
Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen
und Sex. Insgesamt leben weltweit rund 1,9 Milliarden Muslime. Das
Fasten während des Ramadans ist eine der fünf Säulen des Islam.

Saudi-Arabien verbietet in diesem Jahr das traditionelle gemeinsame
Fastenbrechen (Iftar) und das Frühstück vor dem Morgengrauen (Suhur)
in Moscheen. In Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten
dürfen Gläubige höchstens 30 Minuten lang in Moscheen beten, in
Ägypten brauchen sie dabei ihren eigenen Gebetsteppich.

In Ländern wie dem Iran, Tunesien und Marokko gelten nächtliche
Ausgangssperren. Angesichts eines Rekordhochs der täglichen
Fallzahlen dürfen Cafés und Restaurants in der Türkei nur einen
Lieferservice anbieten. Treffen in großen Gruppen sind verboten.

Gebete würden wie im Vorjahr zuhause verrichtet, hieß es vom
Zentralrat der Muslime in Deutschland. «Wir machen neben unseren
Moscheen nun unsere Wohnungen zu den Orten der Anbetung Gottes»,
sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek.

Menschen in Indonesien dürfen wie bereits im vergangenen Jahr zu den
Feierlichkeiten nicht in ihre Heimatstädte zurückzukehren. In dem
Land leben weltweit die meisten Muslime. In Bangladesch ist es
Moscheen untersagt, Essen zum Fastenbrechen anzubieten.

Doch es gibt auch Länder, die keine Auflagen erlassen haben: Pakistan
etwa - obwohl die Zahl der Neuinfektionen dort massiv gestiegen ist,
Krankenhäuser überlastet und Beatmungsgeräte knapp sind. Auch in
Afghanistan, im Niger und in Somalia gibt es keine Beschränkungen.

Insgesamt sind die Corona-Auflagen aber weniger streng als im
vergangenen Jahr, wo Moscheen auch während des Ramadan meist komplett
schließen mussten.