Studie: Corona-Schulschließungen in sozialen Brennpunkten häufiger

Bochum (dpa/lnw) - Nordrhein-westfälische Schulen an Orten mit
sozialen Problemen mussten in der zweiten Jahreshälfte 2020 einer
aktuellen Studie zufolge im Schnitt häufiger coronabedingt schließen

als andere. Wissenschaftler der Universitäten in Bochum und Osnabrück
sehen darin einen Beleg für die von vielen Experten befürchtete
Verschärfung von Bildungsungleichheit in der Pandemie.
Teilschließungen der Schulen waren etwa dort überproportional häufig,

wo Kinderarmut verbreitet ist.

«Wir sehen, dass soziale Faktoren die Wirkung von Corona auf das
Bildungsgeschehen beeinflussen. Die Schwächsten zeigen eine größere
Vulnerabilität», sagte der Osnabrücker Bildungsforscher Christian
Reintjes laut Mitteilung der Ruhruniversität Bochum von Dienstag.
Schulen, die schwierige Ausgangslagen haben, müssten daher mehr
Ressourcen zur Umsetzung von Förderunterricht oder für kleinere
Klassen erhalten, forderten die Forscher. «Sonst wird
Bildungsungleichheit noch größer werden.»

In der in einem Sammelband veröffentlichten statistischen Analyse
stellen die Forscher neben Faktoren wie Schulgröße oder allgemeinem
Infektionsgeschehen einen deutlichen Zusammenhang zu sozialen
Problemen im Umfeld der Schulen fest. So mussten im Zeitraum nach den
Sommerferien 2020 bis kurz vor Weihnachten, als Schulen nach
vorangegangner Corona-Zwangspause landesweit grundsätzlich in den
Regelbetrieb zurückkehren sollten, solche Schüler und Schülerinnen
besonders häufig in den Distanzunterricht zurückkehren, deren
soziale, familiäre, wohnliche oder technische Voraussetzungen genau
dafür besonders ungünstig seien, so das Fazit der Autoren.