Agrar- und Ernährungswirtschaft: Erwartungen trüben sich ein

Der Lebensmitteleinzelhandel scheint bislang relativ unbeeindruckt
durch die Corona-Pandemie zu kommen. Doch bei den Erzeugern der
Lebensmittel in Mecklenburg-Vorpommern sinkt die Stimmung.

Bentwisch (dpa/mv) - Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in
Mecklenburg-Vorpommern leidet zunehmend unter der Corona-Pandemie.
«Die wirtschaftlichen Erwartungen trüben sich weiter ein», sagte der

Vorsitzende der Marketinggesellschaft der Agrar- und
Ernährungswirtschaft MV, Tobias Blömer, der Deutschen Presse-Agentur.
Als Gründe führte er die Preissteigerungen für Roh-, Hilfs- und
Betriebsstoffe und die sich abschwächende Konjunktur an. In einer
verbandsinternen Umfrage hatte demnach ein gutes Viertel von einer
schlechten wirtschaftlichen Situation gesprochen. 20 Prozent der
Betriebe hätten im Februar keinen Umsatz erwirtschaftet. Im Mai 2020
hätten nur 9 Prozent von einem Nullumsatz berichtet.

Die Erwartungen würden auch durch die sinkende Konsumlaune der
Verbraucher beeinflusst, für die die teilweise verwirrenden Maßnahmen
der Politik verantwortlich gemacht werden könnten, betonte Blömer.
Ein wesentlicher Faktor seien auch fehlenden Perspektiven für
Hotellerie, Gastronomie und Veranstaltungsbranche - wichtige Partner
für die Lebensmittelbranche.

«Es sind dringend notwendige Zukunftskonzepte zu entwickeln, wie
Hotellerie, Gastronomie und die Veranstaltungsbranche sich entwickeln
können», appellierte Blömer an die politisch Verantwortlichen.
«Sollte es weiter zu dem teilweise hilflosen wahlkampfgetriebenen
Auf- und Ab der Politik kommen, ist auch in der Ernährungsbranche mit
einer kurzfristig deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen
Lage zu rechnen.» Blömer, Chef der Rostocker Wurst- und
Schinkenspezialitäten GmbH, ging davon aus, dass die Verbraucherinnen
und Verbraucher durch klare Perspektiven zum Konsum angeregt werden
können.

Die im Verband organisierten Unternehmen begrüßten generell das
Testen der Mitarbeiter auf das Coronavirus und sehen dies als
notwendig an. Es gebe insgesamt zu wenig Entschädigungsleistungen
seitens des Staates für die nicht zu verantwortenden Umsatz- und
Ertragseinbußen. «Das Versagen der Bundesregierung beim Aufbau einer
wirksamen und schnellen Impfung kann nicht mit verpflichtenden
Maßnahmen der Wirtschaft kompensiert werden», sagte Blömer.