Erneut eingeschränkt: Zweiter Ramadan in Zeiten von Corona

Für die rund 460 000 Muslime in Hessen beginnt der Ramadan. Schon zum
zweiten Mal steht der Fastenmonat unter dem Eindruck der
Corona-Krise. Die Politik ruft zu verantwortungsbewusstem Handeln auf

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Erneut steht der muslimische Fastenmonat
Ramadan im Zeichen der Corona-Pandemie. «Wir werden zum zweiten Mal
einen eingeschränkten und außergewöhnlichen Ramadan haben, so wie es

unsere christlichen Freunde bereits zu Ostern hatten», sagte Ünal
Kaymakci von der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen (IRH). «Das
ist misslich, da zum Ramadan erst die Gemeinschaft die spirituelle
Atmosphäre richtig aufkommen lässt.»

Doch wegen der Corona-Pandemie werde das allabendliche Fastenbrechen
wohl hauptsächlich im engsten Familienkreis stattfinden. Und bei
Gottesdiensten werde beispielsweise auch auf Online-Predigten
zurückgegriffen. «Wir müssen auch abwarten, was von der Politik in
Sachen Corona-Regeln weiter entschieden wird», sagte Kaymakci.

Der diesjährige Fastenmonat Ramadan beginnt am Dienstag (13. April)
und endet am 12. Mai. In dieser Zeit verzichten gläubige Muslime von
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und
Sex. Der Fastenmonat wird traditionell mit gemeinsamen Gebeten in der
Moschee und dem abendlichen Fastenbrechen, dem sogenannten Iftar, mit
Freunden und Familie begleitet.

«Wir verzichten neben dem gebotenen Fasten während des Tages nicht
auf die Verrichtung der zusätzlichen Gebete, denn diese werden wir
wie im Vorjahr auch in unseren Häusern und Wohnungen durchführen, im
engsten Kreis der Familie», sagte auch der Vorsitzende des
Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek. «Wir machen neben unseren
Moscheen nun unsere Wohnungen zu den Orten der Anbetung Gottes.»

Das Fasten biete gläubigen Menschen die Möglichkeit, den gewohnten
Alltag zu unterbrechen, sich zu überprüfen und sich neu auf Gott
auszurichten, erklärte der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in einer Grußbotschaft anlässlich
des Ramadan. Gleichzeitig sei die Zeit des Fastens auch eine Zeit der
Gemeinschaft - im familiären wie im öffentlichen Bereich.

In der Pandemie müsse jedoch auf viele vertraute und liebgewonnene
Traditionen verzichtet werden. «Weder die Festtage noch die Zeiten
des Alltags sind so wie wir sie kennen», sagte Bätzing. «Diese
Erfahrung verbindet Christen und Muslime in unserem Land. Doch uns
verbindet auch die Hoffnung auf bessere Zeiten.»

Unterdessen hat die Staatssekretärin für Soziales und Integration,
Anne Janz, die rund 460 000 Bürgerinnen und Bürger islamischen
Glaubens in Hessen zu verantwortungsbewusstem Handeln aufgerufen.
«Eine Überlastung der Krankenhäuser gilt es zu verhindern», sagte
sie. Deshalb müssten persönliche und direkte Kontakte soweit wie
möglich eingeschränkt werden.

Schon 2020 stand der Ramadan im Zeichen von Corona. Zum Abschluss des
Fastenmonats hatten sich beispielsweise Hunderte Gläubige zum Beten
nicht in der Moschee, sondern auf einem Ikea-Parkplatz in Wetzlar
versammelt, um die Abstandsregeln einzuhalten.