Distanzunterricht in Warendorf: Mit Papa auf der Schulbank

Warendorf (dpa/lnw) - Der Tornister steht direkt nebenan, Papa Jens
sitzt mit Computer am Tisch und Lotta (9) teilt sich im Wohnzimmer
bei Familie Bergmann in Warendorf im Münsterland mit ihrer Schwester
die Sitzbank. Nach den Osterferien ist der Schulbetrieb in vielen
Familien in Nordrhein-Westfalen mit dem Distanzunterricht wieder
angelaufen. Karla (7) brütet - den Kopf auf ihre Hand aufgestützt -
über ihren Aufgaben. Nach über einem Jahr hat sich laut Mutter
Stefanie bereits Routine eingestellt im Nebeneinander von Arbeiten
und Lernen, wie sie der Deutschen Presse-Agentur sagt. Die 42-Jährige
arbeitet wie ihr Mann in der IT-Branche. «Nach der Pandemie wird
nichts mehr sein wie vorher», sagte Stefanie Bergmann (41). In
Zukunft werde es nur noch 10 Arbeitsplätze im Büro für 15 Kollegen
geben.

Obwohl sie auf dem Land lebten, habe die Familie einen
Glasfaseranschluss. Da funktioniere das mit dem Internet ganz gut.
«Aber wir sind halt keine Pädagogen», sagt Jens Bergmann.
Selbständiges Lernen, Kampf gegen die Langweile, wenn alle Aufgaben
erledigt sind - «mit einem Auge bist Du neben dem Job immer bei den
Kindern», sagt Bergmann. «Und sie glauben ja nicht, wie laut eine
Legokisten sein kann, wenn sie mit den Kollegen in einer Konferenz
sind.» Etwas umgebaut haben sie. Wo früher der Übergang zwischen
Wohnzimmer und Küche fließend war, trennt jetzt eine Wand. Mutter
Stefanie hat einen kleinen geschützten Bereich für ihren Computer.

Wie gut es mit dem Unterricht zuhause laufe, hänge viel vom
Engagement der Lehrer ab, sagen die Eltern übereinstimmend. Da gebe
es schon große Unterschiede. Aber das Liefern der Lernpakete, die
Video-Meetings mit dem Lehrer, das alles habe sich schon eingespielt.
Den Kindern fehle schlicht der Kontakt zu den Mitschülern, das
Soziale bleibe auf der Strecke.

Die größte Herausforderung? Neben der Arbeit und der Begleitung ihrer

Kinder müsse am Mittag jetzt an fünf Tagen in der Woche pünktlich das

Mittagessen auf dem Tisch stehen. Am Nachmittag kommt Justus (4) aus
der Kita zurück nach Hause.

Jens Bergmann fehlt die sogenannte dritte Zeit des Tages. Was früher
der Weg zur Arbeit war, das Abschalten im Kopf, diese Auszeit falle
heute komplett weg. «Und die Abgrenzung, was ist privat, was ist
Arbeit?», das sei schon schwer, sagt seine Frau.