Schulstart mit mehr Tests und Maskenpflicht - Inzidenzwert steigt

Nach zwei Wochen Osterferien hat für Sachsens Schüler wieder der
Unterricht begonnen. Auch an den Grundschulen sind nun regelmäßige
Tests Pflicht. Das sorgt teils für Unmut.

Dresden (dpa/sn) - Für Sachsens Schüler hat der Unterricht nach den
Ferien mit verschärften Corona-Schutzmaßnahmen und einer Ausweitung
der Testpflicht begonnen. «Der Schulbetrieb ist weitgehend problemlos
wieder gestartet», sagte ein Sprecher des Kultusministeriums am
Montag auf Nachfrage. Für Schulen sowie das Landesamt für Schule und
Bildung sei damit aber ein «enormer logistischer und
organisatorischer Aufwand» verbunden. Pro Woche müssten rund 1,2
Millionen Selbsttests organisiert werden. Noch am Wochenende wurden
die letzten Schulen mit Selbsttests versorgt, so dass zum Schulstart
am Montag alle Schulen ausgerüstet seien.

Alle Schülerinnen und Schüler müssen sich künftig zwei Mal statt ei
n
Mal pro Woche selbst testen - anders als bisher gilt das nun auch für
Grund- und Förderschüler. In den weiterführenden Schulen gilt zudem
eine Maskenpflicht für den Unterricht. Schüler ab der fünften Klasse

werden weiterhin wechselnd vor Ort und zu Hause unterrichtet. Die
Pflicht zum Schulbesuch fällt vorerst weg.

Vereinzelt protestierten Eltern zum Schulstart gegen die Selbsttests
und Maskenpflicht. Dabei sei es auch zu «verbalen Übergriffen»
gekommen, so der Ministeriumssprecher. Die Situation zu meistern, sei
für Schulleitungen und Lehrkräfte nicht immer einfach.

Kita-Gebäude dürfen Eltern zum Bringen und Abholen ihrer Kinder nur
noch mit negativem Corona-Test betreten. Sonst müssen die Jüngsten
draußen übergeben werden. «Das sorgt mancherorts für große Proble
me»,
kritisierte etwa Inga Blickwede von der Diakonie Sachsen. Nicht alle
Kitas könnten es baulich einrichten, zudem müsse zusätzliches
Personal abgestellt werden. Außerdem verwies Blickwede auf die
Kosten, die den Eltern durch Tests entstünden. «Das ist für viele
eine finanzielle Hürde.» Unter dem Dach der Diakonie werden in
Sachsen rund 270 Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft betrieben.

Das Testen sei ein Kompromiss, um trotz der angespannten Situation
Kitas und Schulen offen zu halten, betont der Eigenbetrieb
Kindertageseinrichtungen in Dresden. Gleichwohl seien die Maßnahmen
mit personellem Aufwand verbunden. Die Erzieher müssten die
Testnachweise von den Eltern kontrollieren und dokumentieren, die
Übergabe vieler Kinder erfolge am Eingang. Das Betretungsverbot sorge
bei vielen Eltern für «Unmut und Frustration», hieß es. Die wichtig
e
Kommunikation zwischen Eltern und Bezugserziehern werde in dieser
schwierigen Situation noch weiter eingeschränkt.

Unterdessen geht die Zahl der Corona-Neuinfektionen mit dem
Coronavirus in Sachsen wieder nach oben. Am Montag wurde die Marke
von 200 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche
überschritten. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) betrug
die Sieben-Tage-Inzidenz am Morgen bei mehr als 203 - damit weist
bundesweit nur noch Thüringen höhere Zahlen auf. Für ganz Deutschland

gab das RKI die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag mit rund 136 an. Noch
immer, so das RKI, ist die Interpretation der Zahlen allerdings
schwierig, weil es während der Osterfeiertage und -ferien vermutlich
weniger Tests gab und auch weniger Ergebnisse übermittelt werden
konnten.

Die Bundesregierung hatte am Samstag einen Vorschlag für
bundeseinheitliche Maßnahmen gegen die dritte Corona-Welle vorgelegt.
Der Entwurf für eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes soll nun
mit den Fraktionen im Bundestag und mit den Ländern abgestimmt
werden. Darin enthalten sind etwa nächtliche Ausgangsbeschränkungen
bei einer Corona-Inzidenz über 100 und Schulschließungen ab einer
Inzidenz von 200.

Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hatte dies kritisiert.
«Das Vorgehen des Bundes ist höchstfragwürdig. Zum einen ist die
Bildungshoheit der Länder in Gefahr. Zum anderen ist die reine
Fixierung auf die Inzidenzwerte falsch», hatte der CDU-Politiker
gesagt. Er plädierte dafür, auch die Auslastung bei den
Krankenhausbetten einzubeziehen. Sachsen will bei 1300
Covid-Patienten auf den Normalstationen in den Krankenhäusern wieder
schärfere Maßnahmen ergreifen. Am Sonntag waren es 1061 Patienten.