Steinmeier: Junge Generation bestens für Nach-Corona-Zeit gewappnet
Berlin (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in der
Corona-Krise mehr Solidarität mit der jungen Generation verlangt und
ihr trotz momentan schwieriger Bildungsbedingungen Mut zugesprochen.
Diese Generation habe «den Ernstfall erprobt», sagte Steinmeier am
Montag in Berlin in einer Rede an die Studierenden in Deutschland zum
Beginn des Sommersemesters. Nach der Pandemie werde es nicht mit
allen Gewissheiten weitergehen, mit denen man jahrzehntelang gelebt
habe. «Wir gehen miteinander ins Offene.» Auch er wisse nicht, wie
die Gesellschaft dann aussehen werde. «Aber eines weiß ich: Wenn eine
Generation für diese offene Zukunft gewappnet ist, dann Ihre.»
Diese Generation habe durch die Pandemie neben allen Härten im Alltag
etwas erfahren, das wie ein Schlüssel für die Zukunft sei: «Sie haben
gelernt, wie verletzlich das ist, was wir Individualität nennen, und
wie verwundbar wir auch als Gesellschaft sind.»
In seiner Rede in der Staatsbibliothek sagte Steinmeier, die Träume,
Hoffnungen und Wünsche junger Menschen verzögerten sich immer weiter.
«Aber eines weiß ich sicher: Unsere Unternehmen, unsere öffentlichen
Verwaltungen, unsere Schulen und Universitäten, unsere Krankenhäuser
brauchen Sie - und das nicht nur, weil die geburtenstarken Jahrgänge
nach und nach aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Sie werden gebraucht
gerade wegen der Erfahrungen, die Sie aus dieser Krise mitbringen.
Wir brauchen Sie! Unser Land braucht Sie!»
Der Bundespräsident betonte, die jungen Menschen hätten in der
Pandemie enorme Solidarität gezeigt mit den Älteren und besonders
Gefährdeten. «Jetzt ist es umgekehrt auch an uns, den Älteren,
Solidarität mit Ihnen zu zeigen! Die Gesellschaft darf nicht darüber
hinwegsehen, wie die junge Generation aus dieser Jahrhundertkrise
hervorgeht.» Bildung gehörte auch in der Pandemie ganz oben auf die
Tagesordnung. «Wenn das nicht gewährleistet ist, dann macht das nicht
nur die Gegenwart für junge Menschen besonders schwer, sondern das
ist auch kein gutes Omen für die Zukunft.»
Steinmeier betonte, die Pandemie habe gravierende soziale und
ökonomische Folgen für viele Studierende, insbesondere für jene, die
es schwer hätten, überhaupt zu studieren. «All jenen Studentinnen und
Studenten, die durch die Pandemie in eine Notlage geraten sind, muss
schneller geholfen werden - und unbürokratischer.» Das forderten auch
die Studentenwerke. Gut sei, dass der Bund die Überbrückungshilfen
für das Sommersemester 2021 verlängert habe.
Die Pandemie treffe die Jungen besonders hart, sagte Steinmeier. «In
der falschen Erwartung, diese Pandemie schnell hinter uns zu lassen,
hatten wir als Gesellschaft vielleicht zu wenig im Blick, was dieser
harte und tiefe Einschnitt, dieses Ausgebremstsein für junge Menschen
bedeutet, die voller Lust und Energie am Anfang ihres Lebens stehen,
am Fuße der Treppe sozusagen.»