Handel warnt vor schärferen Lockdown

Berlin (dpa) - Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat davor
gewarnt, im Zuge der Neufassung des Infektionsschutzgesetzes einen
schärferen Lockdown im Einzelhandel durchzusetzen. «Viele
Nicht-Lebensmittelhändler verlieren aufgrund der angekündigten
Veränderungen im Infektionsschutzgesetz jegliche Perspektive. Die
Geschäfte ab einem Inzidenzwert von über 100 wieder zu schließen,
wird der Lage nicht gerecht», sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan
Genth am Montag in Berlin.

Er verwies auf eine HDE-Umfrage unter 1000 Unternehmen, die deutlich
mache, wie kritisch die Lage bei vielen Nicht-Lebensmittelhändlern
sei. Demnach sehen 45 Prozent der Befragten ihre unternehmerische
Existenz im Laufe des Jahres in akuter Gefahr. Die Umsätze der
klassischen Innenstadthändler hätten in der vergangenen Woche um 60
Prozent unter dem Vor-Krisen-Niveau gelegen, berichtete Genth. Wo im
Zuge der Corona-Bekämpfung lediglich die Kundenzahl in den Geschäften
begrenzt war, betrug das Minus demnach knapp 30 Prozent. Wo Kunden
mit Terminvereinbarung einkaufen durften, lagen die Umsatzeinbußen
bei knapp 50 Prozent. Wo nur negativ getestete Kunden in die Läden
durften, gingen die Umsätze um 62 Prozent zurück.

«Die Politik greift an den falschen Stellen ein», klagte Genth. Denn
es sei belegt, dass der Einkauf mit Hygienekonzept kaum
Infektionsrisiken berge. Angesichts der großen Umsatzverluste
forderte der HDE zugleich Nachbesserungen bei den staatlichen
Nothilfen. «Wenn die Hilfsmaßnahmen jetzt nicht schnell greifen,
erreichen viele Handelsunternehmen einen Kipppunkt, ab dem es sehr
schnell abwärts geht.»