Drei Väter für Piper - Kalifornisches Männertrio amtlich Eltern Von Barbara Munker, dpa

Drei polyamouröse Männer in Kalifornien sind offiziell als Väter in
der Geburtsurkunde der kleinen Piper eingetragen. Den komplizierten
Weg dahin beschreibt das Trio in einem Buch. Bei Söhnchen Parker war
es danach viel einfacher.

San Diego (dpa) - Für ihre drei Väter in Kalifornien hat die
dreieinhalbjährige Piper drei verschiedene Namen. Alan Mayfield ist
«Dada», Jeremy Hodges hört auf «Daddy» und er sei «Papa», erz
ählt Ian
Jenkins über ihre blondgelockte Tochter. Piper hat zudem zwei Mütter:
eine enge Bekannte des Trios, Meghan, spendete die Eizelle, eine
Leihmutter brachte das Mädchen im August 2017 zur Welt. Was diese
Familie einzigartig macht: alle drei Männer, die als «Throuple» seit

über acht Jahren ohne Trauschein in einer polyamourösen Beziehung
leben, sind offiziell als Väter auf Pipers Geburtsurkunde
eingetragen.

Jenkins, Medizinprofessor an der Universität San Diego, hat ihre
juristische Odyssee in dem kürzlich veröffentlichten Buch «Three Dads

and a Baby: Adventures in Modern Parenting» (etwa: Drei Männer und
ein Baby: Abenteuer moderner Elternschaft) aufgeschrieben. Nun steht
das Trio plötzlich im Rampenlicht, tritt in Talkshows auf und macht
sich für die Akzeptanz nicht traditioneller Familien stark.

Der Buchtitel erinnert an die Hit-Komödie «Noch drei Männer, noch ein

Baby» von 1987, mit Tom Selleck, Ted Danson und Steve Guttenberg als
drei Junggesellen, die sich plötzlich um ein Baby kümmern müssen.
Doch die Story von Ian, Alan (ein Psychiater) und Jeremy (ein
Tierpfleger im Zoo von San Diego) ist komplizierter.

Die in Deutschland verbotenen Leihmutterschaften sind in den meisten
US-Bundesstaaten legal, aber die Anerkennung von drei oder mehr
Eltern ist der Ausnahmefall, erst recht, wenn es drei Väter sind.
«Wir sind untypisch», räumt Jenkins im Gespräch mit der Deutschen
Presse-Agentur ein. «Aber wer uns kennt, weiß, dass wir kein
verrücktes, sondern eine ganz normales Familienleben haben. Wir
lieben unsere Kinder und erziehen sie zu unabhängigen und
verantwortungsvollen Menschen».

Piper hat inzwischen auch ein Brüderchen. Parker wurde im Juni 2019
von einer Leihmutter geboren. Mit Meghan als Eizellenspenderin haben
die Halbgeschwister dieselbe Mutter. Der Junge ist biologisch Alans
Sohn, während Piper mit der Samenspende von Jeremy erzeugt wurde.

«Unser Problem war ein biologisches, keiner von uns hat eine
Gebärmutter», witzelt Ian in seinem Buch. Mit Humor schildert er die
Erlebnisse junger Eltern, mit Windelpannen und schlaflosen Nächten,
dazu der mühsame, teure Weg mit künstlicher Befruchtung, das Hin und
Her mit einem Team von Anwälten und die vielen rechtlichen Hürden.

«Wir sind keine Aktivisten, die etwa dafür kämpfen, dass wir drei
heiraten dürfen», sagt Jeremy. «Uns geht es einzig um den Schutz
unserer Kinder. Sie sollen abgesichert sein, wenn einem ihrer Väter
etwas zustößt». Ohne rechtlich anerkannte Elternteile, hätten die
Kinder etwa keinen Anspruch auf deren Pension oder
Krankenversicherung.

Eine Richterin in San Diego war zunächst skeptisch, das Trio vor
Pipers Geburt als rechtmäßige Eltern anzuerkennen. Sie habe Sorge
gehabt, einen Präzedenzfall zu schaffen, erzählt Alan. Doch die drei
Männer trugen vor Gericht ihr ungewöhnliches Anliegen vor. «Ohne
unser persönliches Vorsprechen, hätte sie bestimmt anders
entschieden», davon ist der Psychiater überzeugt. Laut ihrer Anwälte

ist es in den USA juristisch beispiellos, dass schon vor der Geburt
eines Kindes drei Eltern offiziell anerkannt und amtlich eingetragen
wurden.

Als Parker geboren wurde, gaben die Behörden dem Throuple für das
Dreier-Geburtszertifikat gleich grünes Licht. «Kalifornien ist in so

vielen Dingen ein Vorreiter, etwa im Klimaschutz oder in politischen
Initiativen», sagt Ian. Sie hofften, dass ihr Vorbild weltweit etwas
bewirken könne. Es helfe zudem, dass sie wirklich keine schrägen
Sonderlinge seien, mit Totenkopf-Tätowierungen im Gesicht, witzelt
Ian. «Wir haben alle gute Jobs, eine sehr stabile Familie und gehen
total in unseren Kindern auf». 

Auf ihrer Instagramseite, mit rund 4000 Followern, posten sie Fotos
aus ihrem Alltag: am Stadtrand von San Diego ein großes Haus mit
Pool, im Garten Hühner und Hasen, dazu die Hunde Otis und Hazel. Das
häufigste Motiv sind die Kinder: Piper beim Zöpfe flechten, Parker
Huckepack auf Ians Schulter, die Geschwister in ihren
Halloween-Kostümen, als kleiner Drache und Faultier verkleidet. 

«Jeder von uns hilft mit, bei allem was anfällt, von Fläschchen geben

bis Windeln wechseln», sagt Alan. Dazu habe jeder Dad besondere
Stärken. «Jeremy ist Meister im Frisieren, ich bin oft zum Trösten

da, Ian ist immer für Aktivitäten zu haben.»

Die biologische Mutter Meghan ist viel mehr als nur
Eizellenspenderin. Sie wohnt an der US-Ostküste, nimmt aber mit
Besuchen und über Videoschalten an dem Leben von Piper und Parker
teil. 

Die Kinder würden mit der ungewöhnlichen Familienkonstellation ganz
normal umgehen, sagt das Trio. Sie habe etwas von Mommy Meghan und
ein bisschen von Daddy Jeremy, erklärt der Tierpfleger über seine
Tochter Piper. «Natürlich weis sie, dass unsere Familie anders ist,
aber im Kindergarten erzählt sie stolz, dass sie drei Väter und nicht

nur zwei Elternteile hat», sagt Jeremy.