Debatte um Ende der Impfreihenfolge - kein Sputnik V allein für NRW

Dauerbrenner Impfen: Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) stößt mit

seiner Forderung nach einem absehbaren Ende der Priorisierung auf
Kritik. Die SPD fordert ihn auf, sich wie andere Bundesländer um den
Sputnik V-Impfstoff aus Russland zu bemühen.

Düsseldorf (dpa) - Überraschender Vorstoß aus NRW: Ministerpräsiden
t
und CDU-Chef Armin Laschet hat sich für ein Ende der
Corona-Impfreihenfolge bis zum Sommer ausgesprochen. «Wenn zum Ende
des Frühjahrs die großen Impfstoffmengen kommen, sollten die
Impfprioritäten fallen und die Impfungen für alle Menschen geöffnet
werden. Das wäre ein wichtiger Baustein für die Brücke zu einem
Sommer mit viel mehr Freiheit», sagte Laschet der «Bild am Sonntag».

Gleichzeitig lehnte er einen Alleingang bei der Vorbestellung des
russischen Impfstoffs Sputnik V ab.

Laschet begrüßte das bisher strenge Einhalten der Impfreihenfolge.
Mit der strikten Priorisierung am Anfang habe man eine Schutzmauer
für die Alten und Pflegebedürftigen errichtet. «So haben wir
unzählige Leben gerettet.» Die Deutsche Stiftung Patientenschutz will
deshalb an der Priorisierung festhalten. Laschets Vorstoß kritisierte
die Stiftung scharf. Laschet wolle die «ethische Impfreihenfolge
zerlegen», sagte Stiftungs-Vorstand Eugen Brysch am Sonntag der
Deutschen Presse-Agentur. «Dabei sollte doch die Priorisierung
garantieren, dass zunächst die Schwächsten als erstes geschützt
werden.»

Schließlich - so Brysch - seien 90 Prozent der Corona-Toten älter als
70 Jahre. «Doch der Ministerpräsident hat es in seinem Bundesland
nicht geschafft, allen 80-Jährigen im ersten Quartal ein Impfangebot
zu machen», sagte der Patientenschützer.

Zum Thema Impfstoff-Verfügbarkeit hatte Laschet in der «Bild am
Sonntag» das Vorpreschen der Bundesländer Bayern und
Mecklenburg-Vorpommern bei der Beschaffung des russischen
Corona-Impfstoffs Sputnik V kritisiert. «Ich finde es richtig, wenn
die Bundesrepublik Deutschland nach klaren Kriterien Impfstoff für
alle bestellt und nicht jeder nur für sich», sagte er.

Der nordrhein-westfälische SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty
forderte dagegen, dass auch NRW bei Sputnik V aktiv werden solle.
«Sobald die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur
erfolgt ist, müssen auch wir raus aus den Startlöchern und dürfen
anderen nicht dabei zuschauen, wie sie an uns vorbei laufen.»

Mit Laschets Impfreihenfolge-Vorstoß kann Kutschaty nach eigenen
Worten nichts anfangen. «Ich glaube nicht, dass es viel bringt, wenn
dann zu Beginn des Sommers ein unkontrollierter Run auf den Impfstoff
losgehen würde. Das könnte zu viel Durcheinander und auch
Überlastungen in den Systemen führen.»