Neue Verordnung: Abschlussprüfung auch für Schüler ohne Corona-Test

Die Debatte um die Selbsttests an Schulen geht weiter. Während es
laut einer neuen Verordnung Ausnahmen für Prüflinge gibt, kritisiert
die Gewerkschaft das Regelwerk. Es sieht weiter vor, dass Lehrer die
Schüler beim Selbsttest beaufsichtigen.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Bei den anstehenden Abiturprüfungen in
Nordrhein-Westfalen werden auch nicht auf Corona getestete
Schülerinnen und Schüler teilnehmen können. Das geht aus der neuen
Coronabetreuungsverordnung hervor, die ab Montag (12. April) gültig
ist.

Die neue Verordnung sieht für alle, die in Präsenz am Schulleben
teilnehmen, grundsätzlich zwei Corona-Selbsttests pro Woche vor. Für
Schüler müssen die auch in der Schule selbst unter Aufsicht
vorgenommen werden. Nur Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf dürfen
die Tests bei ihren Eltern machen, die das entsprechend schriftlich
versichern müssen.

Eine Ausnahme von der allgemeinen Testpflicht gibt es für
Abschlussprüfungen und Berufsabschlussprüfungen. Die Prüfungen
ungetesteter Personen «werden räumlich getrennt von den Prüfungen
getesteter Schülerinnen und Schüler durchgeführt», heißt es in de
r
Verordnung. Der Hintergrund ist wohl rechtlicher Natur: So kann man
Schüler nicht von Prüfungen ausschließen. Das Schulministerium war
dazu am Sonntag nicht zu erreichen.

Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
(GEW), Maike Finnern, kritisierte am Sonntag den Ablauf der
Selbsttests in den Schulen. Denn laut der Verordnung liegt die
besagte Aufsicht beim schulischen Personal - also den Lehrern. Die
seien aber weder dafür ausgebildet, noch geschützt, so Finnern. Wenn
ein Schüler beim Einführen des Stäbchens niesen muss, sei die
Lehrkraft die Leidtragende. «Wir sind für eine Testpflicht - aber so
nicht», betonte Finnern. Geschultes Personal solle die Tests
vornehmen, die Lehrer weiterführender Schulen in der Impfpriorität
endlich nach vorne gezogen werden.

Auch wenn die Osterferien an diesem Montag zu Ende gehen, werden die
Schulen unterdessen überwiegend leer bleiben. Für alle Schüler -
außer den Abschlussklassen - ist zumindest für diese Woche wieder
Homeschooling angesagt. Als Grund hatte Schulministerin Yvonne
Gebauer (FDP) das «diffuse Infektionsgeschehen» genannt, das eine
Anpassung des Schulbetriebs erfordere. Die Kitas bleiben im
eingeschränkten Regelbetrieb mit reduzierter Wochenstundenzahl
geöffnet.

Schulleiter, Lehrer, Schüler und Eltern waren mit der Erwartung in
die Osterferien gegangen, dass es danach mit dem Wechselmodell aus
Distanz- und Präsenzunterricht weitergehen solle - so hatte es
Gebauer damals angekündigt. Die am vergangenen Donnerstag kurzfristig
mitgeteilte Planänderung hatte viel Kritik und enttäuschte Reaktionen
ausgelöst.

«Wir alle hätten uns sehr gewünscht, die Kinder nach den Ferien
wieder «live» zu sehen, leider ist es wieder einmal anders», schrieb

etwa eine Kölner Grundschulleiterin in einer Rundmail an die Eltern.
Die Landeselternschaft der Gymnasien meinte, für die Kinder sei die
Nachricht vom Distanzunterricht «ein echter Dämpfer», denn bei vielen

sei die Luft raus und die Motivation am Boden. Das einzig Positive
sei, dass die Abiturienten wie geplant ihre Prüfungen ablegen
könnten.

SPD-Landtagsfraktionsvize Jochen Ott sprach von einer nicht
nachvollziehbaren «plötzlichen Kehrtwende der Schulministerin» und
vermutet den Grund dafür «in den mangelnden Vorbereitungen für die
Testungen an den Schulen». Das Schulministerium hatte dies
zurückgewiesen.