Bouffier warnt vor Alleingängen bei Beschaffung von Corona-Impfstoff

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt in Hessen weiter deutlich
an. Ministerpräsident Bouffier ruft dazu auf, im Kampf gegen die
Pandemie bundesweit einheitlich vorzugehen.

Frankfurt/Main (dpa) - Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier
(CDU) hat vor Alleingängen der Bundesländer bei der Beschaffung von
Corona-Impfstoff gewarnt. Dass Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
(CSU) 2,5 Millionen Dosen des russischen Impfstoffs Sputnik V für
sein Bundesland bestellt habe, habe ihn «überrascht», sagte Bouffier

der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». «Bisher hatten wir
eine Verständigung: Der Bund beschafft den Impfstoff und verteilt ihn
nach der Einwohnerzahl an die Länder.»

Falls Bayerns Beispiel Schule mache, müsse man über die Verteilung
reden, meinte Bouffier. «Ich kann doch niemandem in Hessen
klarmachen, dass jetzt ein Land Millionen Impfdosen mehr hat, aber
bundesweit immer noch das Gleiche bekommt.» Hessen sei stolz darauf,
«in Rekordzeit» ein neues Biontech-Werk in Marburg genehmigt zu
haben. «Wenn Alleingänge Schule machen, müsste ich jetzt darauf
dringen, dass Biontech nicht mehr an alle zugleich liefert, sondern
zuerst an uns. Was würden denn die anderen dann sagen?»

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Hessen steigt derweil deutlich
an. Innerhalb eines Tages wurden nach Angaben des Berliner Robert
Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag 1605 neue Fälle registriert. Die
landesweite Inzidenz, also die Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
in den vergangenen 7 Tagen, lag bei 138,7 nach 123,6 am Vortag. In
den hessischen Regionen wiesen die Stadt Offenbach (239,5) und der
Landkreis Fulda (233,5) die höchsten Werte auf.

Die Zahl der Todesfälle, die mit dem Virus in Verbindung gebracht
wurden, stieg den Angaben zufolge um 8 auf insgesamt 6481. Seit
Beginn der Pandemie wurden in Hessen 233 184 Infektionen registriert
(Stand 3.08 Uhr).

Auf den Intensivstationen hessischer Krankenhäuser lagen nach Daten
der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und
Notfallmedizin von Sonntag 412 Covid-19-Patienten, von denen 194
beatmet wurden (Stand 10.19 Uhr). 1686 von 1931 verfügbaren
Intensivbetten waren belegt, auch von Menschen mit anderen
Krankheiten.