Charité besorgt über dritte Pandemie-Welle

Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Charité betrachtet mit großer Sorge
die Entwicklungen in der dritten Pandemie-Welle. «Wenn die Anzahl
schwer kranker Covid-Patienten die zweite Welle übertrifft, kommen
wir in eine kritische Situation», sagte Martin Kreis, Vorstand für
die Krankenversorgung in Deutschlands größter Uniklinik.

Anfang des Jahres sei an der Charité durch die hohe Zahl an schweren
Covid-Fällen auf Intensivstationen eine absolute Grenzbelastung
erreicht gewesen. So habe die Charité im Januar nicht alle Patienten
aus bereits überlasteten Kliniken anderer Bundesländern aufnehmen
können. Sie selbst habe aber selbst keine Corona-Kranken in andere
Bundesländer verlegen müssen. «Wir werden weiter alles daran setzen,

Patienten aus der Region auch in Berlin zu versorgen», sagte Kreis.

Die Zahl der Neuzugänge auf den Intensivstationen der Charité sei in
den vergangenen beiden Wochen deutlich gestiegen, sagte Kreis.
Besonders betroffen sei nun die Altersgruppe zwischen 30 und 60, die
bislang wenig Chancen auf Impfungen hatte. «Der Trend ist eindeutig,
und er zwingt uns, zu reagieren», ergänzte das Vorstandsmitglied. So
sei eine Reserve-Intensivstation wieder vollständig geöffnet worden.
Darüber hinaus wurden planbare Operationen, die aufgeschoben werden
können, abgesagt.

Da ein großer Teil des Charité-Personals bereits geimpft sei, gebe es
an den Kliniken nun weniger Sorgen, dass Mitarbeiter wegen eigener
Infektionen oder Quarantäne fehlten. Die Stimmung sei so, dass die
Bereitschaft spürbar sei, die neue Herausforderung anzunehmen, sagte
Kreis. Es gebe aber bei Teilen der Belegschaft auch Anzeichen von
Erschöpfung und Trauer über die Corona-Toten. An der Charité ist
bisher rund ein Drittel der beatmeten Covid-Patienten gestorben.

Ein großer Teil der Intensivbetten der Charité muss samt dem nötigen

medizinischen Personal für Notfälle, die nichts mit der Pandemie zu
tun haben, frei gehalten werden. Durch gute Hygiene-Konzepte
brauchten Patienten mit anderen Leiden keine Angst zu haben, sich
während der Pandemie an der Charité behandeln zu lassen, betonte
Kreis.

Notfall-Mediziner hatten am Freitag vor einer drohenden Überlastung
der Berliner Intensivstationen in der dritten Pandemie-Welle gewarnt.
Es gebe im Moment bereits eine dramatische Belastung, sagte Steffen
Weber-Carstens, medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des Registers
der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und
Notfallmedizin (Divi). So habe Berlin in den vergangenen drei Wochen
wieder 100 beatmete Covid-Patienten mehr auf den Intensivstationen.
Aktuell seien es rund 280. Allein in der Charité, die die schwersten
Fälle behandelt, seien es 90. Ein Ende der Neuaufnahmen sei bei
steigenden Infektionszahlen nicht absehbar.