Landesregierung drängt Kreise und Städte zu schnellerem Impfen

Zum Start der Corona-Schutzimpfungen galt Mecklenburg-Vorpommern als
Impfprimus. Nun hinkt das Land hinterher, auch weil in den Kreisen
und kreisfreien Städten mit sehr unterschiedlichem Tempo geimpft
wurde. Nun macht die Landesregierung den Säumigen Beine.

Schwerin (dpa/mv) - Die Landesregierung in Schwerin erhöht den Druck
auf Landkreise und kreisfreie Städte, den Astrazeneca-Impfstoff
unverzüglich einzusetzen. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD)
setzte am Freitag nach einem weiteren Impfgipfel eine Frist bis zum
18. April, um die landesweit noch vorhandenen 53 000 Impfdosen dieses
Präparats zu verabreichen. «Wir haben Impfstoff. Und die Bevölkerung

hat ein Recht darauf, dass dieser Impfstoff zügig verimpft wird»,
sagte Schwesig.

Sie rief dazu auf, die Impffrequenz zu erhöhen, unter anderem durch
Sonderaktionen für Menschen ab 60 Jahre, die dann auch ohne Anmeldung
eine Spritze mit Astrazeneca erhalten sollen. Als beispielgebend
nannte Schwesig Nordwestmecklenburg, wo es nach Ostermontag in Wismar
am Freitag in Grevesmühlen einen weiteren Impftag ohne Terminvergabe
gab. Ähnliche Aktionen sind für Samstag in Impfzentren der Landkreise
Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald geplant.

Impfstoff, der nicht bis zum 18. April eingesetzt wurde, soll dann in
anderen Kreisen und Städten verwendet werden. Während in Schwerin
aktuell nur noch 660 und in Vorpommern-Rügen lediglich 350 Impfdosen
ungenutzt seien, seien es in Rostock noch 5770, in
Vorpommern-Greifswald 3980 und in Ludwigslust-Parchim 2560, teilte
Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) mit.

Nach seinen Angaben sind fortan alle Landkreise und kreisfreien
Städte verpflichtet, Impftermine für vier Wochen frei zu geben. Dies
sei zum Teil bislang nur für eine Woche erfolgt, was mit zu den
Impfverzögerungen beigetragen habe. Glawe kündigte an, die
Impfhotline, an der es wegen langer Wartezeiten massive Kritik
gegeben hatte, personell auf 300 Mitarbeiter aufzustocken.

Ein Großteil des Astrazeneca-Impfstoffs solle zudem durch die
Hausärzte verabreicht werden, die seit Mittwoch flächendeckend in die
Impfkampagne einbezogen sind. Diese vereinbaren die Impftermine mit
ihren Patienten in eigener Regie. Doch ist auch dort der prinzipielle
Mangel an Präparaten der limitierende Faktor. Nach Angaben der
Kassenärztlichen Vereinigung reichen die bislang angekündigten
Impfstoffmengen nicht annähernd aus, um zeitnah wenigstens alle
chronisch kranken Patienten zu impfen.

Laut Glawe erhielt Mecklenburg-Vorpommern bislang 374 000 Impfdosen
verschiedener Hersteller, von denen insgesamt knapp 300 000
verabreicht wurden. Um die angestrebte Impfquote von etwa 70 Prozent
zu erreichen, müssen im Land für Erst- und Zweitimpfungen zusammen
2,2 Millionen Dosen verabreicht werden.

Schwesig appellierte angesichts der erneut gestiegenen
Corona-Infektionszahlen an die Bevölkerung, die Schutzvorschriften
streng einzuhalten. «Die Infektionszahlen sind nach wie vor zu hoch»,
sagte die Regierungschefin. In den Beratungen am Freitag hätten die
Wissenschaftler Alarm geschlagen und darauf verwiesen, dass die
Situation auf den Intensivstationen auch im Nordosten angespannt und
das Pflegepersonal stark belastet sei. «Es ist deshalb wichtig, dass
wir uns alle an die Regeln halten und insbesondere die Kontakte im
privaten Bereich einschränken. Wir müssen die Zahlen gemeinsam runter
bekommen», mahnte Schwesig.

Die Zahl der Corona-Infektionen war am Freitag nach oben geschnellt.
Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) berichtete,
wurde mit 565 Neuinfektionen ein neuer Höchstwert registriert. Das
Landesamt meldete zudem vier Todesfälle im Zusammenhang mit einer
Corona-Infektion, so dass die Gesamtzahl der Verstorbenen in der
Pandemie auf 900 stieg. Die Inzidenz stieg landesweit um 15 auf 110
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Mit 181,7
war der Wert im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte am höchsten.