Distanzunterricht für Schüler ab Montag - Land weist Kritik zurück

Nach den Osterferien ist nun doch Homeschooling angesagt - außer für
Abschlussjahrgänge. Zur Notbetreuung dürfen Kinder aber in die
Schulen kommen. Kritiker fragen die Schulpolitik: Gut ein Jahr
Pandemie - und nichts gelernt?

Düsseldorf (dpa/lnw) - Das nordrhein-westfälische Schulministerium
hat Kritik an der Entscheidung zurückgewiesen, die meisten Schüler ab
kommender Woche wieder in den Distanzunterricht zu schicken. Das
immer noch unsicher einzuschätzende und schwer zu bewertende
Corona-Infektionsgeschehen nach Ostern mit diffusen
Infektionsausbrüchen erfordere eine Anpassung des Schulbetriebes,
hieß es am Freitag im Ministerium. Zugleich wehrte sich das
Ministerium gegen Spekulationen, der Distanzunterricht sei aufgrund
mangelnder Testmöglichkeiten in den Schulen angeordnet worden.

Mit Ausnahme der Abschlussklassen beginnt der Unterricht nach den
Osterferien am Montag wieder als Homeschooling - zunächst für eine
Woche. Das hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag
mitgeteilt. Noch vor den Ferien hatte sie gesagt, die Schüler sollten
möglichst im Wechselmodell aus Distanz- und Präsenzlernen bleiben.

Die Corona-Testpflicht gilt ab der kommenden Woche auch für Schüler
in der Notbetreuung, stellte das Ministerium klar. Getestet werden
müssen demnach Schüler in den Jahrgängen eins bis sechs, die an
pädagogischen Betreuungsangeboten der Schulen teilnehmen.

Auch Schüler der Abitur- und Abschlussklassen, die im
Präsenzunterricht seien, müssten auf das Virus getestet werden, hieß

es weiter. Für den Präsenzbetrieb gibt es ab Montag eine Testpflicht
mit zwei Selbsttests pro Woche. Das gilt für Schüler, Lehrer und das
weitere Schulpersonal. Im Falle der Schüler bleibe der Testort die
Schule, so wie es vor den Ferien angelaufen war. Die Abiturprüfungen
beginnen planmäßig am 23. April.

An der kurzfristig am Donnerstag bekanntgegebenen Entscheidung und
einem andauernden politischen «Ad-Hoc-Modus» wurde Kritik laut.
SPD-Landtagsfraktionsvize Jochen Ott sprach von einer nicht
nachvollziehbaren «plötzlichen Kehrtwende der Schulministerin». Es
dränge sich der Eindruck auf, dass die wahren Hintergründe
verschleiert werden sollten. Diese liegen «allem Anschein nach auch
in den mangelnden Vorbereitungen für die Testungen an den Schulen»,
so Ott. Die Regierung solle auf mobile Testteams an den Schulen
setzen und prüfen, ob die Untersuchungen nicht besser extern in den
gängigen Bürgerteststellen - wie Apotheken oder Teststationen -
erfolgen könnten.

Das Schulministerium wies Vermutungen über mangelnde
Testmöglichkeiten erneut zurück. Bereits vor den Osterferien seien an
allen weiterführenden Schulen 1,5 Millionen Selbsttests für die ab
Montag vorgesehenen Testungen versandt worden. Diese lägen «bereits
seit Tagen einsatzbereit vor» und kämen für die Abschlussklassen ab
Montag auch zum Einsatz.

«Schüler, die der Testpflicht nicht nachkommen, können nicht am
Präsenzunterricht teilnehmen», hieß es weiter. Nur bei besonderem
Förderbedarf seien Selbsttests zu Hause unter elterlicher Aufsicht
denkbar. Einer Blitzumfrage des Ministeriums zufolge wollen bis zu 20
Prozent der Schüler keine Selbsttests machen - das wären 500 000
Kinder und Jugendliche in NRW. Die Auslieferung von mehreren
Millionen Selbsttests an die Schulen hatte laut Ministerium verspätet
erst am Donnerstag begonnen, das Problem liege
beim Logistikunternehmen.

Der Philologen-Verband betonte, dass Schulleitungen, Lehrkräften und
Familien weiterhin eine klare Perspektive fehle, was zunehmend an den
Nerven zehre. «Nach über einem Jahr Pandemie müssen wir endlich aus
dem Ad-Hoc-Modus rauskommen», forderte die Landesvorsitzende Sabine
Mistler. Das Testkonzept überzeuge nicht: «Selbsttests sind nur dann
sinnvoll, wenn sie vor dem Betreten des Klassenraums durchgeführt
werden.»

Die Co-Vorsitzende der NRW-Grünen, Mona Neubaur, sagte, die
Kommunikation in der Pandemie laufe schlecht. Es müsse endlich offen
dargelegt werden, wie verlässliche Bildung und Betreuung der Kinder
sichergestellt werden könnten, verlangte sie im WDR. «Das muss besser
werden.»

«Ein Jahr Pandemie, ein Jahr fehlende Schulkonzepte», bilanzierte der
Verein «Initiative Familie». Von der versprochenen Priorität für
Kinder und Jugendliche sei nichts zu spüren, das Motto «Kitas und
Schulen zuerst» habe man schnell wieder fallen lassen. Es gebe noch
immer kein kinderfreundliches Testkonzept. Die Politik habe es in
einem Jahr nicht geschafft, die Schulen pandemiesicher zu machen,
kritisierte der Verein.