Kommt die Corona-Testpflicht an Hessens Schulen?

Wie viele Kinder nach den Osterferien in den Klassenzimmern in Hessen
sitzen werden, ist wegen der Corona-Lage noch unklar. Die Rufe nach
einer Corona-Testpflicht werden derweil lauter.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Landtagsopposition fordert von
Kultusminister Alexander Lorz (CDU) eine klare Corona-Strategie für
die Schulen nach den Osterferien. Die Verunsicherung sei enorm, und
gerade deswegen sei ein klares Signal aus dem Kultusministerium
erforderlich, mahnte am Freitag in Wiesbaden die Bildungsexpertin der
Linke-Fraktion, Elisabeth Kula. Auch der bildungspolitische Sprecher
der SPD-Fraktion, Christoph Degen, nahm Minister Lorz in die Pflicht.
Ein Sprecher des Kultusministeriums kündigte noch vor Ablauf der
Ferien eine grundsätzliche Entscheidung dazu an, wie es dann in den
Schulen in Hessen weitergeht.

SPD-Politiker Degen erneuerte die Forderung nach einem strukturierten
Wechselmodell an den hessischen Schulen nach den Osterferien. Die
pandemische Lage sei nach wie vor mehr als ernst. «Spätestens jetzt
muss ein verbindlicher und strukturierter Wechsel aus Präsenz- und
Distanzunterricht für alle Jahrgänge kommen.» Der Plan der
Landesregierung, alle Grundschüler an fünf Tagen in der Woche in die
Schule zu schicken, sei dagegen «fahrlässig und falsch».

Der Präsenzunterricht sowie die Abiturprüfungen müssten Hand in Hand

mit Tests für alle in den Schulen zweimal in der Woche gehen,
erklärte Degen. «Das funktioniert allerdings nur, wenn alle
mitmachen. Deshalb fordern wir eine Testpflicht an den Schulen.» Die
Tests sollten jedoch nicht im Unterricht durchgeführt, sondern etwa
von externen Anbietern in Zelten oder in Turnhallen gemacht werden.

Es sei bereits vor den Ferien klar gewesen, in welche Richtung sich
die Infektionszahlen entwickeln würden, kritisierte Kula. Der
Kultusminister habe sich jedoch geweigert, die Anfang März getroffene
Entscheidung zu revidieren, nach den Osterferien an den Grundschulen
in den Präsenzunterricht zu gehen. «Dass nun auch noch die
angekündigte Teststrategie für die Schulen nach den Ferien auf der
Kippe stehen soll, setzt dem Ganzen die Krone auf.»

Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Hessen,
Stefan Wesselmann, sprach sich ebenfalls für verpflichtende
Corona-Tests an den Schulen aus. Das wäre sicherlich sinnvoller als
Tests auf freiwilliger Basis, sagte er. Wesselmann plädierte zudem
für das Modell des Wechselunterrichts, statt die Präsenz in den
Schulen ganz aufzuheben.

Erst seit dieser Woche lägen dem Kultusministerium die ausführlichen
Rückmeldungen der 21 Pilot-Schulen vor, die in den beiden Wochen vor
den Osterferien die Selbsttests erprobt haben, erklärte ein
Ministeriumssprecher. Auf Basis dieses Feedbacks werde die
Landesregierung im Zusammenhang mit der grundsätzlichen Entscheidung,
wie es nach den Ferien in den Schulen weitergeht, auch beraten,
inwieweit eine mögliche Testpflicht für einen möglichst sicheren
Schulbetrieb notwendig sei.

Die Kultusministerkonferenz hatte beschlossen, dass begleitet durch
eine umfassende Test- und Impfstrategie so viel Präsenzunterricht wie
möglich angeboten wird. Die Testmöglichkeiten sollten so ausgebaut
werden, dass allen Schülern sowie den Lehrkräften zweimal wöchentlich

die Möglichkeit für einen Selbsttest angeboten werden kann. Die
Abiturienten sollen ihre Prüfungen in diesem Jahr trotz
Corona-Pandemie ablegen.