Expressflug ins All: Raumstation ISS bekommt Verstärkung

Auf der Internationalen Raumstation wird es nun enger. Zehn
Raumfahrer halten sich 400 Kilometer über der Erde auf. Der neue Flug
ist ein besonderer - er war dem ersten Menschen im Weltall gewidmet.

Baikonur (dpa) - In Erinnerung an den ersten Weltraumflug eines
Menschen vor 60 Jahren sind drei Raumfahrer zur Internationalen
Raumstation ISS geflogen. Der Flug war am Freitag Juri Gagarin
gewidmet, der am 12. April 1961 in den Kosmos gestartet war. Deshalb
trug die Trägerrakete Sojus 2.1a den Namen des Weltraumpioniers.
Russland feiert in diesem Jahr das Ereignis groß, mit dem die
Sowjetunion damals Weltraumgeschichte schrieb.

Der Expressflug der Kosmonauten Oleg Nowizki und Pjotr Dubrow sowie
dem Nasa-Astronauten Mark T. Vande Hei dauerte am Freitag etwa
dreieinhalb Stunden. Danach dockte die Raumkapsel am frühen
Nachmittag (MESZ) planmäßig an, wie die russische Raumfahrtbehörde
Roskosmos bei Twitter schrieb. Bilder zeigten, wie sich die
Raumkapsel langsam dem Außenposten der Menschen in 400 Kilometer Höhe
näherte.

Zuvor war die Trägerrakete Sojus 2.1a pünktlich bei sonnigem Wetter
vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in der Steppe von Kasachstan
in Zentralasien abgehoben. Alles verlaufe nach Plan und die Crew
fühle sich gut, berichteten Kommentatoren bei der Live-Übertragung,
während die Rakete in die Erdumlaufbahn flog. In den vergangenen
Jahren dauerte ein Sojus-Flug in der Regel sechs Stunden.

Auf die Verstärkung warteten sieben weitere Raumfahrer, die derzeit
auf der ISS leben - neben zwei Kosmonauten aus Russland sind es vier
Amerikaner und ein Japaner. Drei von ihnen werden in einer Woche
zurück auf der Erde erwartet. In gut zwei Wochen soll dann eine
Rakete des US-Unternehmens SpaceX zur ISS aufbrechen.

Wegen der Corona-Pandemie erfolgte der Start in Baikonur unter
strengen Hygiene-Vorschriften. Nach früheren Angaben von Roskosmos
wurden die beiden Kosmonauten gegen das Virus geimpft. Vor ihrem
Abflug waren die drei Raumfahrer weitgehend von der Öffentlichkeit
abgeschirmt worden, um eine Ansteckung zu verhindern. Sie konnten
sich nicht persönlich von ihren Familien verabschieden.

In Erinnerung an den ersten Menschen im All war ein Porträt des
Weltraumpioniers und sein Autogramm auf die Rakete angebracht worden.
Gagarin war 1961 im Alter von 27 Jahren von Baikonur aus gestartet
und hatte die Erde in 108 Minuten umrundet. Die Startrampe, von der
aus er damals abhob, wird derzeit saniert.

Der Kosmonaut Nowizki soll der Staatsagentur Ria Nowosti zufolge
191 Tage im All bleiben, Dubrow und Vande Hei dagegen fast ein Jahr.
Das hänge mit den geplanten Dreharbeiten für einen Film zusammen.
Nach früheren Angaben sollen Regisseur Klim Schipenko («Salyut-7 -
Tödlicher Wettlauf im All») und eine Schauspielerin im September zur

ISS fliegen - und im Oktober wieder zur Erde zurückkehren. Der Name
der Schauspielerin für den Streifen mit dem Arbeitstitel «Wysow»
(Herausforderung) soll erst noch bekanntgegeben werden.

Auf die Kosmonauten warten nach russischen Angaben neben
verschiedenen Experimenten Außeneinsätze an der Station. Russland
will in den nächsten Monaten das Forschungsmodul «Nauka»
(«Wissenschaft») ins All zur ISS bringen. An einem der Einsätze
könnte auch der deutsche Astronaut Matthias Maurer beteiligt sein,
der Ende dieses Jahres zur Raumstation fliegen soll.