Hamburger Heinrich-Pette-Institut benennt sich um - NS-Vergangenheit

Hamburg (dpa) - Das Hamburger Heinrich-Pette-Institut will sich wegen
der NS-Vergangenheit seines Namensgebers umbenennen. Vorerst werde es
nur den zweiten Teil seines vollständigen Namens «Leibniz-Institut
für Experimentelle Virologie (HPI)» nutzen, teilte die
Wissenschaftsbehörde am Freitag mit. Das Institut spielt zurzeit bei
der Bekämpfung der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle.

Zu dem Gründungsdirektor Prof. Dr. Heinrich Wilhelm Pette (1887-1964)
seien zwei Gutachten von Historikern vorgelegt worden, hieß es.
Demnach sei Pette als Facharzt für Neurologie als Gutachter an
sogenannten Erbgesundheitsverfahren im Sinne des NS-Gesetzes zur
Verhinderung erbkranken Nachwuchses beteiligt gewesen. Er habe sich
in diesem Rahmen für die Sterilisierung von Menschen ausgesprochen.
An den Ermordungen von kranken und behinderten Menschen sei Pette
«nicht direkt» beteiligt gewesen, habe von den
«Euthanasie»-Verbrechen gleichwohl gewusst.

Behörde und Institut verwiesen aber auch auf die Leistungen des
Namensgebers: «Nach wie vor gilt Heinrich Pette als zentraler Akteur
bei der Einführung der Polioimpfung in der Bundesrepublik Deutschland
sowie als international anerkannter und richtungsweisender Experte
auf diesem Gebiet.»