Ein «Impfluencer» fällt aus - Günther Jauch mit Corona infiziert Von Gregor Tholl, dpa

Immer mehr Promis machen ihre Corona-Schutzimpfung öffentlich oder
befürworten sie stark. Hierzulande sorgen Günther Jauch und Uschi
Glas für Aufsehen. Nun aber ist Jauch selbst mit dem Virus infiziert.

Berlin (dpa) - Bei der «Ärmel hoch»-Kampagne der Bundesregierung
nennen nun auch Promis ihre Gründe, warum sie bereit sind für die
Corona-Schutzimpfung. Nach Schauspielerin Uschi Glas ist auch Günther
Jauch dabei. Freitagfrüh dann die Überraschung: Der Quizmaster («Wer

wird Millionär?») hat sich laut RTL mit dem Coronavirus infiziert.

Am Samstagabend bei der neuen Ausgabe der Show «Denn sie wissen
nicht, was passiert» wird Jauch neben Thomas Gottschalk und Barbara
Schöneberger von einem Überraschungspromi vertreten. Während der Show

ist eine Live-Schalte zu ihm geplant. Jauch (64) scheint nicht schwer
krank zu sein. RTL zitierte ihn mit den Worten, er sei
«zuversichtlich», bei der Sendung am 17. April wieder dabei zu sein.

Der Kölner Privatsender teilte auch mit, dass Jauch - seit
Jahrzehnten ein Quotenmagnet und fester Anker im deutschen Fernsehen
- erstmals seit 31 Jahren krankheitsbedingt einen Moderationsjob
ausfallen lasse. Er fing bei RTL 1990 mit «Stern TV» an.

Unabhängig von seinen positiven Corona-Test wirbt der
Publikumsliebling laut Bundesregierung ab sofort für die
Corona-Schutzimpfung. «Günther Jauch hat bereits 2020 spontan die
Kampagne #WirBleibenZuhause unterstützt und im März diesen Jahres
zugesagt, die Kampagne #ÄrmelHoch für die Corona-Schutzimpfung zu
unterstützen», hieß es in Berlin. «Günther Jauch möchte wie vie
le
andere Prominente für eine hohe Impfbereitschaft im Land werben und
engagiert sich für die Aktion des Bundesministeriums für Gesundheit
honorarfrei», teilte das Ministerium am Freitagnachmittag mit.

Die Kampagne mit Außenwerbungs- und Printmotiven sowie Social Media
Content stammt von Scholz & Friends Berlin, der Werbeagentur des
Gesundheitsministeriums. Wurde Jauch, der in Potsdam lebt, als
64-Jähriger überhaupt schon geimpft? Dazu hieß es vom Ministerium:
«Günther Jauch wird sich impfen lassen, wenn er an seinem Wohnort
einen Termin vereinbaren kann und impfberechtigt ist.» Das markante
Pflaster auf den Plakaten sei seit dem Beginn der Impfungen in
Deutschland als «Symbol für die Impfbereitschaft» zu verstehen.

Das Motiv mit Jauch wurde demnach am 26. März unter Berücksichtigung
der Corona-Schutzregeln in Potsdam fotografiert. «Es ist erstmals am
9. April 2021 in Tageszeitungen erschienen - an dem Tag, an dem die
Erkrankung Günther Jauchs bekannt wurde.»

Uschi Glas (77) war die erste Prominente, die vergangene Woche im
Zuge der Motivationskampagne online ging, sogar mit Video. «Früher
sind die Menschen noch an Typhus und Pocken gestorben. Durch
Impfungen sind dann Gott sei Dank diese Krankheiten verschwunden»,
sagt sie darin. Und: «Meinen Enkel habe ich seit über einem Jahr
nicht im Arm gehabt. Deshalb lass ich mich impfen. Mit einem kleinen
Piks holen wir uns unser Leben zurück.»

Es wäre nicht das Jahr 2021 und das Internetzeitalter, wenn der
Online- und TV-Spot mit Glas allen gefallen würde. Bei Youtube finden
sich unter dem Video viele respektlose Sprüche. Die
Fernsehschauspielerin soll für den Dreh eine Aufwandsentschädigung
bekommen haben. Günther Jauch und auch Torwart-Legende Sepp Maier
(77) machen laut Gesundheitsministerium honorarfrei mit. Da die
Promis ihren Einfluss auf Fans geltend machen, werden sie nun
«Impfluencer» genannt (von Influencer/Beeinflusser).

Die Auswahl der Prominenten scheint zu zeigen, dass sich die
Regierung in erster Linie an Ältere richten will. Schließlich gibt es
zurzeit fast nur für diese Altersgruppe schon ein Impfangebot.
Jüngere müssen sich noch gedulden, da zu wenig Impfstoff vorhanden
ist - es sei denn, sie gehören selbst zur Risikogruppe, sind enge
Kontaktpersonen von Gefährdeten oder arbeiten im Gesundheitswesen.

Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts
YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (30.3. bis 1.4.) ist
die Impfbereitschaft unter den Erwachsenen in Deutschland seit Anfang
des Jahres leicht gesunken. Mitte Januar gaben 67 Prozent an, sich
impfen lassen zu wollen. Jetzt sind es 57 Prozent plus etwa 8
Prozent, die bereits geimpft sind - zusammen also 65 Prozent. 18
Prozent wollen sich nicht impfen lassen, 16 Prozent haben sich noch
nicht entschieden oder machten keine Angaben.

Sogenannte Impfluencer sind inzwischen weltweit ein Phänomen
geworden, vor allem aber in den USA. Hollywood-Star Morgan Freeman
(83), der in Filmen schon öfters Gott dargestellt hat («Bruce
Allmächtig»), sagt in einem Clip: «Ich bin kein Doktor, aber ich
vertraue der Wissenschaft.» Er habe sich impfen lassen und rufe dazu
auf. In Amerika ist die Impfung der Bevölkerung weiter
fortgeschritten als in Deutschland. So gibt es auch schon sehr viele
Promis, die an ihrer Corona-Impfung teilhaben lassen - etwa Ryan
Reynolds oder Mariah Carey. Unter anderem machten auch Jane Fonda,
Brian Wilson, Britney Spears, Barbra Streisand, Sean Penn, Anthony
Hopkins und Arnold Schwarzenegger ihren «Shot» publik.
Country-Legende Dolly Parton (75) sang in einem Online-Video eine in
«Vaccine» umgetextete Version ihres Hits «Jolene».

In Deutschland schrieb Mitte Januar Entertainer Dieter Hallervorden
(85) bei Facebook zu einem Foto: «Bin froh, geimpft zu sein!» Mitte
März war auch Sänger Frank Zander (79) so zu sehen: «Erste Impfung
geschafft!» Alles sei gut gelaufen. «Jetzt n Bierchen!»