Zahl der Covid-Patienten nimmt zu - Medizinisches Personal erschöpft

Seit Monaten sind Brandenburgs Krankenhäuser mit der Betreuung von
Corona-Patienten am Limit. Zwischendurch sah es nach etwas
Entspannung aus. Doch die dritte Corona-Welle trifft die Kliniken
wieder hart. Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen steigt.

Cottbus (dpa/bb) - Die Lage in den Krankenhäusern Brandenburgs spitzt
sich wegen des zahlenmäßigen Anstiegs von Covid-Patienten wieder zu -
damit steigt auch die Belastung des medizinischen Personals. Am
Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus, dem größten Versorger im Süden,
werden 49 Patienten behandelt, von denen 18 auf der Intensivstation
liegen. Ihr Durchschnittsalter beträgt nach Angaben der Einrichtung
derzeit 63 Jahre.

Die Versorgung der Corona-Kranken ist nach Aussage von
Klinikum-Sprecherin Anja Holzschuh sehr personalintensiv. Deshalb
würden derzeit wieder vermehrt Stationen zusammengelegt. So könnten
mehr Pflegekräfte im Covid-Bereich eingesetzt werden. «Die Lage ist
angespannt, das Personal arbeitet am Limit - nach der Welle um
Weihnachten gab es praktisch keine Zeit, um Reserven aufzutanken.»

Im Klinikum Niederlausitz ist die Kapazität der Intensivbetten nahezu
ausgelastet, wie der Chefarzt des Zentrums für Intensiv- und
Notfallmedizin, Volkmar Hanisch, berichtete. Die Mehrbelastung des
Personals auf der Intensivstation sei seit Beginn der zweiten Welle
durchgehend hoch, die Zahl der Covid-Patienten bewege sich auf
gleichbleibend hohem Niveau. Die Patienten seien jünger und länger
krank, als noch in der zweiten Welle, hat der Mediziner beobachtet.

Am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam bewegt sich die Zahl der
Covid-Patienten seit zehn Tagen auf etwa gleichem Niveau. Zwischen 9
bis 15 werden mit einer Sars-CoV-2-Infektion auf der Intensivstation
betreut. Potsdam und der Landkreis Mittelmark haben im Vergleich zum
Süden Brandenburgs laut Gesundheitsministerium eine nicht so hohe
Sieben-Tage-Inzidenz. Weil schon viele Mitarbeiter geimpft wurden,
ist der Krankenstand nach Angaben des Klinikums gering.

Im Kreiskrankenhaus Prignitz hat sich hingegen die Zahl der
Covid-Patienten vor Ostern verdreifacht - auf 21. Darunter seien
immer mehr jüngere Erkrankte, berichtete Geschäftsführer Karsten
Krüger. Alle Intensiv-Betten seien belegt. Das Krankenhaus betreibt
etwa 400 Betten mit 750 Mitarbeitern. Durch die ersten zwei
Corona-Wellen sei man ganz gut durchgekommen, habe die Mitarbeiter
frühzeitig geimpft und sie damit auch psychisch entlastet. Die Phase
zwischen der zweiten und dritten Welle sei aber zu kurz gewesen, um
genug Kraft zu tanken. Seine Mitarbeiter seien müde und erschöpft,
sagte Krüger. Zudem seien sie in Sorge, dass auch Jüngere erkranken
könnten - etwa der Ehemann oder das Kind.

Aus Sicht vieler Kliniken sind die finanziellen Hilfen in der
Corona-Pandemie nicht ausreichend. Die Ausgleichszahlungen des Bundes
für die 53 Einrichtungen in Brandenburg lagen nach Angaben der
Landeskrankenhausgesellschaft im Januar 2021 bei 39 Millionen Euro.
Ein finanzieller Mehraufwand entstehe etwa durch die Anschaffung von
Schutzausrüstungen sowie die Umsetzung des Schutz-, Hygiene- und
Sicherheitskonzepts.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Donnerstag waren in
Brandenburg aktuell 529 Patienten wegen einer Covid-19-Erkrankung im
Krankenhaus. 131 von ihnen werden intensivmedizinisch betreut, davon
müssen 112 beatmet werden. Landesweit sind 587 von 702 Intensivbetten
belegt, wie aus Zahlen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung
für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) vom Donnerstag hervorgeht.
Zusätzliche 322 könnten binnen einer Woche aufgestellt werden.