Regierung berät mit Kommunalpolitikern und Medizinern Impfstrategie

Zum Start der Corona-Schutzimpfungen galt Mecklenburg-Vorpommern als
Impfprimus. Nun hinkt das Land hinterher. Ein neuerlicher Gipfel soll
der Sache neuen Schwung verleihen. Doch das Problem zu geringer
Vakzinmengen ist auch damit nicht zu lösen.

Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern will wieder mehr Tempo in
die Corona-Schutzimpfungen bringen. Bei einem Impfgipfel, den
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) kurzfristig für Freitag
anberaumt hat, will die Landesregierung deshalb über mögliche
Änderungen an der bisherigen Impfstrategie beraten. Dazu sind
Vertreter der Kommunen und der Ärzteverbände im Land eingeladen. Nach
gutem Start bei den Schutzimpfungen zu Jahresbeginn ist
Mecklenburg-Vorpommern im Ländervergleich inzwischen auf einen der
letzten Plätze abgerutscht.

Die oppositionelle Linke im Landtag forderte die SPD/CDU-Regierung
bereits zu wirksamen Kurskorrekturen auf. Seine Fraktion erwarte
«klare Festlegungen für eine deutliche Beschleunigung des Impfens,
eine reibungslose Verteilung des vorhandenen Impfstoffes sowie eine
transparente und verlässliche Kommunikation nach außen», sagte der
gesundheitspolitische Sprecher Torsten Koplin. Nach seinen Angaben
hat Mecklenburg-Vorpommern bisher 374 000 Impfdosen erhalten, aber
lediglich 269 000 gespritzt.

Zu den Gründen für diese Differenz konnte das Gesundheitsministerium
bislang keine plausiblen Gründe nennen. Auch mit der drastischen
Reduzierung der Sicherheitsreserven für die erforderlichen
Zweitimpfungen hatte das Land keinen Boden gut machen können. Während
im Nordosten bislang 12,5 Prozent der Bevölkerung wenigstens einmal
geimpft wurden, beträgt der Anteil im Nachbarland Schleswig-Holstein
15,8, der Bundesdurchschnitt 13,8 Prozent.

Mehr Tempo soll die flächendeckende Einbeziehung von Haus- und
Fachärzten bringen, die seit dieser Woche verstärkt impfen. Doch auch
dort ist der Mangel an Präparaten der limitierende Faktor. Nach
Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung reichen die bislang
angekündigten Impfstoffmengen nicht annähernd aus, um zeitnah
wenigstens alle chronisch kranken Patienten zu impfen.

Laut Gesundheitsministerium haben die Arztpraxen in
Mecklenburg-Vorpommern in dieser Woche 31 000 Impfdosen des
Herstellers Astrazeneca vom Land erhalten. Hinzu kamen 20 000 Dosen
vornehmlich mit Impfstoff von Biontech/Pfizer, die der Bund
zusätzlich bereitstellte. Damit stehen im Durchschnitt jedem der rund
1000 Hausärzte im Land 50 Dosen zur Verfügung.

Um die angestrebte Impfquote von etwa 70 Prozent zu erreichen, müssen
im Land für Erst- und Zweitimpfungen zusammen 2,2 Millionen Dosen
verabreicht werden. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts gab es im
Nordosten seit dem Start der Kampagne im Dezember etwa 286 000 Erst-
und Zweitimpfungen.