Lehrergewerkschaft wirft Ländern russisches Roulette bei Schulen vor
Was bedeutet Recht auf Bildung in der dritten Welle? Eine
Lehrergewerkschaft findet: Nicht Präsenzunterricht, wenn es riskant
ist. Manche Länder spielten russisches Roulette.
Berlin (dpa) - Der Verband Bildung und Erziehung hat den Öffnungskurs
einiger Bundesländer bei den Schulen in der Pandemie heftig
kritisiert. «Dass es anscheinend immer noch Bundesländer gibt, die
Schulen in Hochinzidenzgebieten offenhalten wollen, ist
unverantwortlich», sagte der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, Udo
Beckmann, nach Beratungen der Kultusminister von Bund und Ländern,
die am Donnerstagabend zu Ende gegangen waren. «Wir wissen: Seitdem
die Schulen geöffnet sind, steigen im Alterssegment der Schülerinnen
und Schüler, gerade bei Jüngeren, die Neuinfektionen rapide.»
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die Brandenburger
Ressortchefin Britta Ernst (SPD), verteidigte den Öffnungskurs, auf
den sich die Länder grundsätzlich verständigten. Diese wüssten, das
s
sie durch eine Reduktion von Präsenzunterricht einen Beitrag zum
Infektionsschutz leisten müssten, sagte sie am Donnerstag dem Sender
rbb. Doch es komme zugleich auf das Wohlergehen der Kinder und
Jugendlichen an, denen ein Recht auf Bildung gewährleistet werden
müsse.
Beckmann sagte: «Man muss fast den Eindruck haben, dass mit der
Gesundheit von Lehrkräften, Kindern und Jugendlichen in einigen
Ländern eine Form russisches Roulette gespielt wird.» Nötig seien
genaue Definitionen, wann Schulen, - ganz oder teilweise - zu
schließen sind, um den Schutz aller zu gewährleisten.
Die Kultusministerkonferenz hatte beschlossen, dass begleitet durch
eine umfassende Test- und Impfstrategie so viel Präsenzunterricht wie
möglich angeboten wird. Die Testmöglichkeiten sollten so ausgebaut
werden, dass allen Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften
zweimal wöchentlich die Möglichkeit für einen Selbsttest angeboten
werden kann. Die Abiturientinnen und Abiturienten sollen ihre
Prüfungen in diesem Jahr trotz Corona-Pandemie ablegen.
Ungeachtet der Beschlüsse sieht das kurzfristige Vorgehen der Länder
in der kommenden Schulwoche ganz unterschiedlich aus. Manche Länder
sehen für die meisten Schülerinnen und Schüler keinen
Präsenzunterricht vor, andere verfolgen bereits kurzfristig eher
einen Öffnungskurs.